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Massenflucht aus Honduras nur vorläufig gestoppt

Das neue Jahr begann für Mittelamerika mit einem alten Problem: Aus Honduras hatte sich Mitte Januar ein Flüchtlingstreck mit mehreren tausend Migranten auf den Weg in Richtung Norden gemacht. Doch bis ins Ziel - die USA - schaffte es praktisch niemand.

Schuhe und Matratzen in einer zur Migrantenherberge umfunktionierten Kapelle in Salto de Agua im Süden von Mexiko. Foto: Adveniat/Matthias Hoch

Schuhe und Matratzen in einer zur Migrantenherberge umfunktionierten Kapelle in Salto de Agua im Süden von Mexiko. Foto: Adveniat/Matthias Hoch

Rund 5.000 Migranten, so meldeten es in dieser Woche örtliche Medien, seien bereits wieder freiwillig in die Heimat zurückgekehrt oder abgeschoben worden. Nur einzelnen kleinen Gruppen soll es gelungen sein, den Weg in Richtung Mexiko fortzusetzen. Damit ist die erste spannende Konfrontation zwischen den Migranten und der neuen US-Administration unter Präsident Joe Biden an der amerikanischen Grenze ausgefallen. Washington kam somit um eine Positionierung in der Migrationspolitik erst einmal herum.

Doch die Lage in Mittelamerika ist so dramatisch, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sich der nächste Flüchtlingstreck auf dem Weg macht. Bislang können die Durchgangsländer Guatemala oder Mexiko noch mit dem Pochen auf negative Corona-Tests die Einreise verhindern. Doch wenn die Corona-Krise erst einmal vorbei ist, droht ein Massenexodus aus der Region - und eine Eskalation der Gewalt. Dass die Sicherheitskräfte in Guatemala zuletzt auch zu brutalen Mitteln wie Tränengas und Schlagstöcken griffen, rief zahlreiche Menschenrechtsorganisationen auf den Plan.

Sturmschäden vergrößern Not in Honduras

Schuld an der Massenflucht ist unter anderem die Lage in Honduras. Das kleine Land ist eine der am härtesten von den Wirbelstürmen Iota und Eta betroffenen mittelamerikanischen Nationen. Der durch die Hurrikans im Herbst entstandene Gesamtschaden wird auf etwa 1,6 Milliarden Euro beziffert. Allein 45 Brücken wurden in dem Land zerstört und weitere 55 beschädigt, viele Tausend Menschen in der Region sind immer noch obdachlos. Hinzu kommen eine weit verbreitete Alltagskriminalität sowie eine hohe Arbeitslosigkeit.

Angesichts dieser aktuellen Entwicklungen hat die Zentralamerikanische Bischofskonferenz (SEDAC) die Regierungen der Region dazu aufgefordert, endlich zu handeln. Es müssten politische Rahmenbedingungen geschaffen werden, die verhindern, dass die Menschen aus Armut, Angst vor Gewalt oder genereller Perspektivlosigkeit ihre Heimat verlassen und dabei ihr Leben aufs Spiel setzen. Es sei eine Politik notwendig, die Chancen und Perspektiven für alle bringe. Für junge Menschen bedeute das vor allem eine gute Ausbildung, für die Älteren sichere Arbeitsplätze.

Kirche fordert Ausbildung und Arbeitsplätze

Dies wird allerdings nur mit einer neuen Politik gelingen. Mittelamerika braucht dringend Investitionen in die Infrastruktur, in Bildung und das Gesundheitswesen. Dazu sind die betroffenen Länder angesichts der jüngsten Zerstörungen wirtschaftlich aber zu schwach. Hinzu kommt eine politische Alltagskorruption, die den Menschen den Glauben an das System und den Staat nimmt. So bezichtigt die USA ranghohe Mitglieder der honduranischen Regierung, in den Drogenhandel verwickelt zu sein.

An der US-Grenze kommt es unterdessen zu immer dramatischeren Zuständen. Trauriger Höhepunkt war zuletzt ein Massaker an mutmaßlich 19 guatemaltekischen Migranten im nordmexikanischen Bundesstaat Tamaulipas. Nicht zuletzt die katholische Kirche fordert hier eine umfassende Aufklärung der Hintergründe des Massakers. Eine mögliche Erklärung brachte Bischof Raul Vera López aus der Diözese Saltillo ins Spiel. In einem letzten Gottesdienst vor dem Ruhestand sagte er, die Migranten seien wohl zwischen die Fronten rivalisierender Banden geraten. Weil die einen nicht wollten, dass die anderen den Schlepperlohn kassieren, erschossen sie kurzerhand die Migranten und verbrannten dann die Leichen.

Quelle: kna, Autor: Tobias Käufer

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