Kolumbien: Menschenrechtsorganisation zählt 57 Massaker in 2022
Die Gewalt bewaffneter Gruppen gegen indigene und politisch engagierte Kolumbianerinnen und Kolumbianer in ländlichen Regionen des Landes reißt nicht ab. Medienberichten zufolge wurden am Sonntag, 31. Juli 2022 im Westen Kolumbiens bei einem Angriff mindestens fünf Menschen getötet. In der kolumbianischen Gemeinde La Unión im Departamento Valle del Cauca seien die Opfer auf ihrem Weg von einer Feier nach Hause auf offener Straße erschossen worden, berichtet die kolumbianischen Tageszeitung "El Tiempo". Zu den Motiven sei bisher noch nichts bekannt.
Das Massaker ereignete sich wenige Tage nach einem ähnlichen Vorfall in der Gemeinde Espinal, das ebenfalls in Valle del Cauca liegt. Laut Behördenangaben richteten wiederbewaffnete Dissidenten der demobiliserten Farc-Guerilla drei Awá-Indigene hin, die sich zum Tatzeitpunkt in einer Dorfversammlung befanden. Unter den Opfern befindet sich Idelber Gómez Solano, ein Unterzeichner des Friedensabkommens zwischen der kolumbianischen Regierung und der Farc. Bei einem weiteren Mordanschlag im Departamento Nariño wurde die indigene Politikerin María Verónica Pai Cabeza getötet, informiert die Menschenrechtsorganisation Indepaz.
Die schwangere Awá-Indigene wurde erschossen und zur Abschreckung auf einer Straße in der Gemeinde Llorente zurückgelassen. Indepaz zufolge sind in Kolumbien im Jahr 2022 bereits 102 politische Aktivistinnen und Aktivisten ermordet worden. Bei 57 Massakern wurden dieses Jahr insgesamt 185 Menschen getötet. Bei den Gewalttaten handelt es sich um Konflikte zwischen organisierten kriminellen Banden, die um Drogenrouten, Land und Macht kämpfen sowie gezielte Gewalt gegen Zivilisten, die sich gegen diese Gruppen stellen. Indigenenverbände und Menschenrechtsorganisationen werfen dem scheidenden Präsidenten Iván Duque seit Jahren vor, zu wenig für den Schutz der ländlichen Bevölkerung zu tun. (bb)