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Kolumbien: Gustavo Petro verspricht eine Regierung des Dialogs

Mit Gustavo Petro wird ein Ex-Guerillero in den kommenden vier Jahren Kolumbien regieren. Ihm zur Seite steht als Vizepräsidentin die Umweltaktivistin Francia Márquez.

Der linke Ex-Rebell Gustavo Petro ist zum neuen Präsidenten von Kolumbien gewählt worden. Foto: Senator Gustavo Petro (2019), The Left, CC BY-NC-ND 4.0

Der linke Ex-Rebell Gustavo Petro ist zum neuen Präsidenten von Kolumbien gewählt worden. Foto: Senator Gustavo Petro (2019), The Left, CC BY-NC-ND 4.0

In Cali tanzen die Menschen auf den Straßen; an der Pazifikküste gibt es Hupkonzerte der Freude. Nach der Stichwahl am Sonntag, 19. Juni 2022 steht Kolumbien vor einem historischen Machtwechsel. Linkskandidat und Ex-Guerillero Gustavo Petro kann gemeinsam mit der Goldman-Umweltpreisträgerin Francia Márquez als Vizepräsidentin das Land in den nächsten vier Jahren regieren. Auf das Duo Petro/Márquez entfielen laut der Zeitung "El Espectador" 50,4 Prozent der Stimmen.

Ein knapper Sieg

Der parteilose Rodolfo Hernández und seine Vize-Kandidatin Marelen Castillo - wie Márquez eine Afro-Kolumbianerin - holten 47,3 Prozent. Hernández gratulierte dem Wahlsieger und räumte seine Niederlage ein. Auch Ex-Präsident Álvaro Uribe, prägender Kopf des lange Jahre regierenden rechtskonservativen Lagers, gratulierte am Abend dem linken Wahlsieger. Angesichts des Vorsprungs von mehr als 700.000 Stimmen war im Petro-Lager von am Abend zuvor geäußerten Vorwürfen eines möglichen Wahlbetrugs nichts mehr zu hören.

Petro hielt vor seinen Anhängern in einer vollbesetzten Arena in der Hauptstadt Bogotá eine versöhnliche Rede. Der Präsidentenpalast stehe jederzeit auch für die Opposition offen, um über die Probleme des Landes zu sprechen. In seiner Präsidentschaft werde es keine politische oder juristische Verfolgung geben. Das war vor allem an jene Wähler gerichtet, die Petro nicht gewählt hatten und Furcht vor dem Beginn einer sozialistischen Autokratie nach dem Vorbild Venezuelas haben. Auch Vizepräsidentin Márquez ließ die polarisierenden Töne des Wahlkampfs hinter sich: "Wir werden diese Nation ohne Angst versöhnen."

Petro will das Land versöhnen

Emotional wurde es, als die Mutter eines bei den Sozialprotesten der vergangenen Jahre im Land getöteten Demonstranten auf die Bühne kam und das Bild ihres Sohnes in die Höhe reckte. "Ich erhebe meine Stimme für meinen Sohn", sagte Jenny Alejandra Medina. "Ich fordere Gerechtigkeit und heiße Sie willkommen, Präsident." Der weltweit beachtete Tod des Demonstranten Dilan Cruz gilt in Kolumbien als ein Symbol für die Polizeigewalt gegen die 2019 ausgebrochenen Sozialproteste, bei denen zahlreiche Zivilisten, aber auch Sicherheitskräfte ums Leben kamen.

Petro hatte im Wahlkampf zahlreiche Ziele dieser überwiegend von der jüngeren Generation getragenen Proteste übernommen: Schutz der Sozialaktivisten, die immer wieder Mordanschlägen von illegalen Gruppen und der organisierten Kriminalität ausgesetzt sind; Friedensverhandlungen mit der immer noch aktiven ELN-Guerilla; Umsetzung des Friedensvertrags mit der FARC, Umweltschutz und ökologische Landwirtschaft, Korruptionsbekämpfung, strukturelle Reformen in Polizei und Armee.

Kirche: "Feier der Demokratie"

"Von heute an verändert sich Kolumbien", versprach Petro vor seinen begeisterten Anhängern. Er kündigte an, den "Kapitalismus weiterzuentwickeln", einen innerlateinamerikanischen Dialog anzustoßen und das Gespräch mit den USA zu suchen. Kolumbien ist das einzige südamerikanische Nato-Partnerland.

Gustavo Petro folgt dem Rechtskonservativen Duque im Amt, der gemäß einer in der Verfassung festgelegten Beschränkung nicht erneut antreten durfte. Duque gratulierte seinem Nachfolger noch am Abend und lud ihn zur Vorbereitung der Übergabe der Amtsgeschäfte in den Präsidentenpalast ein.

Die katholische Kirche hob am Abend in einer ersten Reaktion den friedlichen Wahlverlauf hervor. Im TV-Sender Caracol sprach der in der Bischofskonferenz für die Beziehungen von Staat und Kirche zuständige Hector Fabio Henao Gaviria von der "friedlichen und massiven Beteiligung der Bevölkerung" als einer "wahren Feier der Demokratie". Das Wahlsystem habe sich als robust erwiesen und verlässliche Zahlen geliefert. Die neue Präsidentschaft werde "entschlossene Anstrengungen erfordern, damit alle Stimmen einbezogen werden und sich die Gesellschaft angemessen vertreten fühlt."

Quelle: kna, Autor: Tobias Käufer, Kolumbien

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