Kolumbien: Erzbischof an Dialog mit Guerilla beteiligt
Einer der prominentesten Kirchenvertreter in Kolumbien, Erzbischof Dario de Jesus Monsalve (74) aus Cali, wird an den Friedensverhandlungen zwischen der kolumbianischen Regierung und der linksgerichteten Guerilla-Organisation ELN teilnehmen. Der Erzbischof gilt als der führende Kopf innerhalb der Kirche in dem südamerikanischen Land. Er hat laut einem Bericht der Tageszeitung "El Pais" (Mittwoch Ortszeit) die besten Kontakte zur ELN-Guerilla, da er in den vergangenen Jahren immer wieder bei humanitären Aktionen wie der Freilassung von Geiseln als Vermittler fungierte. Während der Sozialproteste in den vergangenen Jahren stellte sich Jesus Monsalve hinter die Anliegen der Demonstranten und kritisierte die bisweilen brutale Polizeigewalt gegen Zivilisten.
Kolumbiens neuer Präsident Gustavo Petro hatte jüngst die Wiederaufnahme der Friedensgespräche mit der ELN-Guerilla angekündigt. Die ELN wiederum hatte nach dem Wahlsieg des Sozialisten Petro im Juni ihre Bereitschaft zur Wiederaufnahme der vom konservativen Amtsinhaber Ivan Duque auf Eis gelegten Friedensgespräche bekundet. Zugleich forderte die ELN die künftige Regierung zu Reformen im Bereich der Agrarwirtschaft, zur Fortsetzung des Friedensprozesses sowie zu einer neuen Form der Bekämpfung des Drogenhandels auf.
Petros konservativer Vorgänger Duque hatte als Reaktion auf ein schweres Bombenattentat auf eine Polizeikaserne im Januar 2019, bei dem 23 Menschen starben und fast 100 Personen verletzt wurden, die Gespräche abgebrochen und von Kuba vergeblich eine Auslieferung der Verantwortlichen gefordert.
Die ELN wurde 1964 von Studenten, katholischen Radikalen und linken Intellektuellen aus Protest gegen die Armut der Kleinbauern gegründet. Eine ihrer Ikonen war der katholische Priester Camilo Torres. Das Verhältnis von Marxismus und Christentum kommentierte Torres einst mit dem Satz: "Warum sollen wir streiten, ob die Seele sterblich oder unsterblich ist, wenn wir beide wissen, dass Hunger tödlich ist?" Torres starb 1966 bei Kämpfen mit Regierungstruppen. Es war nach kolumbianischen Quellen sein erster Kampfeinsatz überhaupt.
Laut Wahrheitskommission zur Aufarbeitung des bewaffneten Konflikts war die ELN im Zeitraum von 1986 bis 2016 für rund 18.600 Tote verantwortlich.