Kolumbien: Regierung und ELN-Guerilla kündigen Friedensgespräche an
Delegierte der kolumbianischen Regierung und der größten verbliebenen Guerillagruppe ELN des Landes haben sich am Dienstag, 4. Oktober 2022 in Venezuelas Hauptstadt Caracas getroffen und angekündigt, die 2018 ausgesetzten Friedensgespräche wiederaufzunehmen. Das berichtet die Nachrichtenagentur AP. Venezuela, Kuba und Norwegen fungierten als Garanten des Prozesses, schrieb Kolumbiens Präsident Gustavo Petro auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.
Ziel sei zunächst, an die bereits Ende März 2016 erzielten Übereinkünfte anzuknüpfen sowie den Friedensdialog nach der ersten Novemberwoche neu in Gang zu bringen. Sowohl für die Regierung als auch die ELN sei die Teilnahme von Gruppen der Zivilgesellschaft "wesentlich" für den Erfolg der Friedensgespräche, so Petro. Der Verhandlungsort steht noch nicht fest. Allerdings schlug ELN-Kommandant Antonio García vor, die unterschiedlichen Verhandlungsetapppen auf Kuba, Norwegen und Venezuela zu verteilen.
ELN: Ursachen des Konflikts angehen
In einer Pressekonferenz nach dem beiderseitigen Treffen betonte der kolumbianische Hochkommissar für den Frieden Danilo Rueda, dass die kürzliche Freilassung von Geiseln und die Abnahme von Angriffen auf das kolumbianische Militär seitens der ELN neues Vertrauen ermöglicht habe. Auch die ELN gab sich zuversichtlich. Laut AP sagte ELN-Kommandant García: „Der Weg, nach Frieden zu suchen, besteht nicht nur darin, über Waffen nachzudenken, sondern auch, die Grundursachen dieses Konflikts anzugehen, nämlich Ungleichheit und Mangel an Demokratie.“
Die marxistisch ausgerichtete ELN wurde in den 1960er Jahren von Studenten, Gewerkschaftsführern und Priestern gegründet, die von der kubanischen Revolution beeinflusst waren. Vermutlich hat die Gruppe derzeit rund 4.000 Kämpfer in Kolumbien, ist aber auch in Venezuela präsent, wo sie illegale Goldminen und Drogenhandelsrouten betreibt.