Ecuador: Drei europäische Banken beenden Ölhandelfinanzierung
Die Banken ING, BNP Paribas und Credit Suisse rufen mit der Ankündigung, den Erdölhandel in Ecuador nicht mehr zu finanzieren, beim Indigenenverband COICA ein positives Echo hervor.
![In diesen Ölsee an einem Bohrloch in der Nähe von Lago Agrio, Ecuador, wird Öl gepumpt, das nicht gebraucht wird. Von dort gelangt es ins Grundwasser. Foto: Adveniat/Martin Steffen In diesen Ölsee an einem Bohrloch in der Nähe von Lago Agrio, Ecuador, wird Öl gepumpt, das nicht gebraucht wird. Von dort gelangt es ins Grundwasser. Foto: Adveniat/Martin Steffen](/fileadmin/user_upload/Blickpunkt_Lateinamerika/2020_3/Ecuador_Erdoelsee_Amazonas_Lago-Agrio_Adveniat_Steffen.jpg)
In diesen Ölsee an einem Bohrloch in der Nähe von Lago Agrio, Ecuador, wird Öl gepumpt, das nicht gebraucht wird. Von dort gelangt es ins Grundwasser. Foto: Adveniat/Martin Steffen
Die Finanzierung des Erdölhandels in Ecuadors Amazonasgebiet durch Banken stößt auf scharfe Kritik. Banken aus den Niederlanden, Frankreich und der Schweiz haben nun reagiert. Sie streichen die umstrittene Finanzierung des Handels mit Rohöl, das aus dem ecuadorianischen Amazonasgebiet stammt. Grund dafür sind die gravierenden Umweltschäden, die die Erdölförderung im Amazonasgebiet verursacht. Wie die Nachrichtenagentur Reuters schreibt, belief sich die Finanzierung durch europäische Banken seit 2009 auf insgesamt rund zehn Milliarden Dollar. Abnehmer des Öls sind Raffinerien in den USA. Reuters zufolge, gehört Ecuador zu den mittelgroßen Ölproduzenten in der Welt. Das Land verwende die Erlöse vor allem dafür, Schulden an China zurückzuzahlen.
Lippenbekenntnisse der Banken zu Nachhaltigkeit
Im August 2020 hatten die beiden Umweltschutzorganisationen Amazon Watch und Stand.earth den Handel mit Öl aus der Region „Cuencas Sagradas“ („Heilige Becken“) publik gemacht und angeprangert. In dem Gebiet, das auch peruanisches Territorium umfasst, leben Stand.earth zufolge mehr als 500.000 Indigene, die sich auf über 20 Völker verteilen. Nirgendwo im Amazonasbecken sei die Biodiversität größer als hier. Die Umweltschützer wiesen darauf hin, dass das Bekenntnis der Banken zu Nachhaltigkeit und Menschenrechten mit der Realität nichts zu tun habe. 2020 wurden mehrere indigene Gemeinden zwei Mal durch das Auslaufen von Rohöl in den Río Shiripuno geschädigt. Betroffen waren in der Folge auch isoliert lebende indigene Völker. Der Bericht der Umweltorganisation identifizierte vor allem sechs Banken, die den Ölhandel finanzierten. Neben den bereits genannten sind dies Natixis (Frankreich), UBS (Schweiz) und Rabobank (Niederlande).
Der Indigenenverband COICA (Coordinadora de las Organizaciones Indígenas de la Cuenca Amazónica), der sich aus Verbänden neun südamerikanischer Staaten zusammensetzt, hat positiv auf die angekündigte Maßnahme der drei Banken reagiert. Koordinator Gregorio Díaz Mirabal sprach dem Portal servindi zufolge von einem ersten großen Schritt, der Hoffnung mache. Die Bodenschätze des Amazonasbeckens seien heilig. Andere Banken und Unternehmen aus aller Welt sollten dem Beispiel folgen, das sich hoffentlich auf alle COICA-Mitgliedsländer ausbreite.
Der Vorsitzende des ecuadorianischen Indigenenverbandes CONFENIAE (Confederación de Nacionalidades Indígenas de la Amazonía Ecuatoriana) Marlon Vargas bezeichnete die Entscheidung auch als einen Meilenstein für den Schutz der indigenen Kultur, so servindi. Die Erdölindustrie drohe für einen Kollaps des Amazonasgebietes zu sorgen. Die Banken, die die Umweltzerstörung finanzierten, erwiesen sich als Komplizen. Es bestehe die Gefahr eines Völkermordes.