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Costa Rica: Viele Bewerber für das Präsidentenamt

22 Männer und drei Frauen stehen am Sonntag, 6. Februar 2022 als Kandidaten auf dem Wahlzettel für das Präsidentenamt in Costa Rica. Wer die besten Chancen hat gewählt zu werden und welche Themen den Wahlkampf bestimmen, erklärt Klaus Ehringfeld.

Costa Ricas Hauptstadt San José aus der Luft betrachtet. Am Sonntag ist die erste Runde der Präsidentenwahl. Foto: Aerial view La Sabana, San Jose, Costa Rica; Mario Duran-Ortiz; CC BY-SA 4.0

Costa Ricas Hauptstadt San José aus der Luft betrachtet. Am Sonntag ist die erste Runde der Präsidentenwahl. Foto: Aerial view La Sabana, San Jose, Costa RicaMario Duran-OrtizCC BY-SA 4.0

Man verliert leicht den Überblick, wenn man sich das Bewerberfeld für die Präsidentenwahl in Costa Rica am Wochenende anschaut. 22 Männer und drei Frauen wollen das kleine zentralamerikanische Land regieren, das noch immer ein Hort an Stabilität und Demokratie in einer Region ist, die von Gewalt, Migration und autoritären Machthabern gekennzeichnet ist. Nie zuvor gab es so viele Aspiranten auf das höchste Amt in einer der solidesten und langlebigsten Demokratien Lateinamerikas.
 
Aber nur dreien von ihnen wird am Sonntag eine realistische Chance eingeräumt, zumindest in die zweite Runde Anfang April einzuziehen, wobei ein Drittel der Wahlberechtigten bis kurz vor der Abstimmung noch unentschlossen war, wo sie das Kreuz machen wollten. 

Gute Chancen für José María Figueres

Die besten Chancen auf einen Wahlsieg hat den jüngsten Umfragen zufolge José María Figueres von der Zentrumspartei PLN. Der 67-Jährige ist nicht gerade ein Newcomer, aber er bringt zumindest Erfahrung mit. Er regierte Costa Rica schon von 1994 bis 1998. Mit Figueres ringen die liberal-konservative Ex-Vizepräsidentin Lineth Saborío und der rechte evangelikale Prediger Fabricio Alvarado um den ersten Platz. Keiner der drei Führenden erreicht jedoch den Prognosen zufolge 20 Prozent der Stimmen. Nötig für einen Sieg in der ersten Runde wären aber 40 Prozent. 
 
Figueres, Saborío und Alvarado gehören dem liberalen oder rechten Lager an. Die Bevölkerung hat anscheinend vorerst genug von der Mitte-links-Partei PAC des scheidenden Staatschefs Carlos Alvarado. Ihn machen die fünf Millionen Costaricaner für die hohe Arbeitslosigkeit und jüngsten Fälle von Korruption verantwortlich. Die Arbeitslosenquote von 14,4 Prozent ist die höchste seit einem Jahrzehnt.

Wohlfahrtsstaat ohne Armee

Insgesamt geht es bei dieser Abstimmung um die Frage, wie das Modell eines kleinen tropischen Wohlfahrtsstaat aufrecht zu erhalten ist, in dem es keine Armee gibt, aber dafür ein gutes Bildungs- und Gesundheitssystem. Dinge, die für Lateinamerika ganz und gar nicht zur Normalität gehören. Aber auch in Costa Rica verschlechtern sich die sozialen Indizes, wozu auch die Pandemie beigetragen hat. 

Das Land, das laut des im Auftrag der Vereinten Nationen erhobenen Weltglücksberichts (World Happiness Report) das „glücklichste in Lateinamerika“ ist, hat eine Armutsquote, die mittlerweile bei 26 Prozent liegt (21 Prozent vor vier Jahren). Und die Schere zwischen arm und reich vergrößert sich. Die Finanzkrise und der Trend zur Informalität auf dem Arbeitsmarkt (44 Prozent) bedrohen nicht nur das Glücksgefühl der Costaricaner, sondern auch die Tragfähigkeit des öffentlichen Gesundheitssystems. Die Lebenserwartung von über 78 Jahren ist eine der höchsten in Lateinamerika. So sind sich auch alle Wählerinnen und Wähler unabhängig ihrer Couleur darüber einig, dass die künftige Regierung mehr in den Gesundheitssektor investieren muss, der eine nahezu flächendeckende Versorgung bietet.

Corona-Pandemie gut gemeistert

Diese hat auch dazu beigetragen, dass Costa Rica bisher glimpflich durch das Corona-Drama kam. Etwas über 700.000 Infektionen und 7500 Todesopfer sind zu verzeichnen. Allerdings rollt gerade jetzt die Omikron-Welle über das Land. Ende der Woche wurde mit 7300 neuen Fällen pro Tag der Höchststand in zwei Jahren der Pandemie verzeichnet.
 
Das künftige Staatsoberhaupt steht ab Mai vor der großen Herausforderung, die Wirtschaft anzukurbeln. Costa Rica beendete 2021 mit einem Haushaltsdefizit von 5,16 Prozent des BIP und einem Wirtschaftswachstum von 7,6 Prozent. Zudem muss sich der Wahlsieger mit einem möglichen Kredit des Internationalen Währungsfonds beschäftigen, der Costa Rica über drei Jahre hinweg 1,8 Milliarden Dollar zur Verfügung stellen würde. Mehrere Präsidentschaftskandidaten haben vorgeschlagen, das Abkommen neu zu verhandeln.

Korruptionsskandale belasten Politik

Darüber hinaus wird der oder die neue Staatschefin die Glaubwürdigkeit in die Politik wieder herstellen müssen. Vier Korruptionsskandale, in die Bauunternehmen und staatliche Stellen verwickelt sind, haben das Land in der jüngeren Zeit erschüttert. 

Autor: Klaus Ehringfeld, Mexiko

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