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Costa Rica – so kann die grüne Wende gelingen

In Costa Rica wird am Sonntag gewählt. Schlagzeilen macht das Land aber eher als Pionier beim Umwelt- und Klimaschutz. Wie Costa Rica die grüne Wende geschafft hat und was andere davon lernen können, erklärt der Umweltexperte und Universitätsprofessor Mauricio Alvarez. 

Der Umweltexperte Mauricio Alvarez. Foto: Sandra Weiss

Herr Alvarez, wenn es um Umwelt- und Klimaschutz geht, schaut die Welt gerne auf Costa Rica. In den 80er Jahren waren nur noch 30 Prozent der Landesfläche mit Wäldern bedeckt, heute sind es über 50 Prozent. Wie haben Sie das geschafft?

Da waren viele Faktoren mit im Spiel. Unsere Geographie zum Beispiel. Wir sind ein kleines, bergiges Land, eingeklemmt zwischen zwei Ozeanen mit fragilen, tropischen Böden. Rentable Landwirtschaft und Viehzucht waren dort schon immer eine Herausforderung. 

Das trifft aber auch auf die Nachbarländer zu, in denen es keine vergleichbare Umweltpolitik gibt. Welche politischen Weichenstellungen waren aus Ihrer Sicht entscheidend? 

Schon nach der Unabhängigkeit 1820 wurden unter dem Einfluss europäischer Wissenschaftler Landvermessungen vorgenommen und Landnutzungspläne erstellt. Damals war der Kaffeeanbau wirtschaftlich wichtig, und die Kaffeebauern hatten ein strategisches Interesse daran, Wasserquellen zu schützen. Mitte des 20. Jahrhunderts wurde dann die Armee abgeschafft und ein starker Sozialstaat mit vielen Institutionen errichtet, zu dem auch das Bodeninstitut gehört. Das erklärte 25 Prozent des Staatsgebietes zu Nationalparks, weitere 25 Prozent waren für kleinbäuerliche Landwirtschaft vorgesehen. Das war der Grundstein unserer Umweltpolitik.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts kam es dann aber doch zu großflächigen Abholzungen. Besonders entlang des Pazifiks, durch das Vordringen der Rinderzucht. Welche Rolle spielte dann der Umweltgipfel in Rio im Jahr 1992?

Der Gipfel war eine Art Katalysator. Er hat vor allem Umweltschützer und Tourismusindustrie vereint. Schon in den Jahren davor waren in Costa Rica erste Projekte und Unternehmen im nachhaltigen Tourismus entstanden. Es ging damals vorrangig darum, das touristische Angebot von dem der Nachbarländer wie Mexiko zu unterscheiden, eine Nische zu finden. So entstand die Idee mit dem Öko-Tourismus als Markenzeichen. Gleichzeitig ging es mit der traditionellen Export-Landwirtschaft bergab, weil Costa Rica international nicht mehr wettbewerbsfähig war. Viele landwirtschaftlichen Flächen wurden in den 80er Jahren aufgegeben, weil die Menschen in die Hauptstadt gingen.

1996 wurde dann das Gesetz zur Wiederaufforstung beschlossen. Fortan gab es Geld vom Staat für verschiedene Umweltdienstleistungen. Finanziert wurde das aus einer Sondersteuer auf Benzin (derzeit 3,5%). Dieses Konzept wird als ein Meilenstein angesehen.

Diese Idee war sehr erfolgreich. Allerdings muss man sagen, dass auch viele internationale Hilfsgelder und Berater in diesen Jahren Costa Rica bei der Umsetzung unterstützten. Das internationale Interesse am Umweltschutz war groß, und Costa Rica nutze diese Konjunktur geschickt. Wir waren so eine Art internationales Labor für einen grünen Kapitalismus, und viel Geld aus dem Ausland floss in Projekte. Die Wiederaufforstung war erfolgreich, wenngleich wir Umweltschützer natürlich auch einige Kritikpunkte daran haben. Einige Holzunternehmer entdeckten rasch neue, überhaupt nicht umweltfreundliche Geschäftsmodelle. Zum Beispiel wollte eine Papierfirma in der Nähe des Corcovado-Nationalparks Land aufkaufen, mit exotischen, schnell wachsenden Bäumen aufforsten, diese dann zu Zellulose verarbeiten und dafür Subventionen kassieren. Das wurde durch Demonstrationen und Kampagnen aber verhindert.

Welche Rolle spielt die Umweltbewegung in der Politik?

Die Gesellschaft hat den Umweltschutz verinnerlicht, und ich würde fast sagen, die Politik vor sich hergetrieben. Sehr viele Initiativen kamen aus der Mitte der Gesellschaft. Das Moratorium für den Bergbau und das Verbot der Erdölförderung zum Beispiel oder später dann der Stopp des Baus von Wasserkraftwerken. Bauern, Umweltschützer und Tourismusunternehmer entdeckten, dass es rentabler war, die Umwelt zu schützen als zu zerstören. So entstand ein wirtschaftlicher Cluster rund um den Umweltschutz, der auch politisch Einfluss nimmt und zwar unabhängig von der Partei, die gerade die Regierung stellt. 

Autorin: Sandra Weiss

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