Brasilien: Soziale Ungleichheit aus der Luft fotografiert
Der Fotograf Johnny Miller macht die gewaltigen Unterschiede zwischen Arm und Reich auf ungewöhnliche Weise sichtbar - per Drohnenaufnahme aus der Luft.
2016 wurde Johnny Miller in den sozialen Netzwerken und in der Presse bekannt, als eine mit einer Drohne aufgenommene Ansicht von Kapstadt die Runde machte. Aus der Luft wurde auf eindrucksvolle Weise die unmittelbare Nachbarschaft von Arm und Reich, von schwarzen und weißen Südafrikanern sichtbar. Hier die Millionärs-Villen, dort Baracken, deren Bewohner in jeglicher Hinsicht sozial benachteiligt sind - ganz gleich, ob es um Gesundheit oder Bildung geht.
Miller startete daraufhin das Fotoprojekt „Unequal Scenes“ („Ungleiche Szenen“) und bereiste acht Länder, in denen er ebenfalls mit Hilfe von Drohnen oder aber aus dem Helikopter fotografierte. Aus ungewohnter Perspektive wird deutlich sichtbar, wie die soziale Kluft in der Architektur und in der Anlage von Städten zum Ausdruck kommt.
Drohnenfotografie trägt zur Demokratisierung bei
Die Drohnentechnologie ist für den Fotografen Miller ebenso eine politische wie eine ästhetische Wahl. Noch vor vier Jahren seien Aufnahmen aus der Luft sehr kostspielig gewesen, sagt Miller. Für Journalisten ergebe sich mit der neuen Technologie die Möglichkeit, Dinge zu sehen, die Behörden beispielsweise lieber geheim halten würden. Auch lasse sich per Luftbild eine illegale Landnahme besser nachweisen. In dieser Hinsicht hätten Drohnen zur Demokratisierung beigetragen.
Seit Ende Oktober lebt Miller in Brasilien - seine Wohnung in Südafrika, wo er die vergangenen acht Jahre lebte, hat er aufgegeben. Miller hat schockierende Bilder der Ungleichheit in Rio de Janeiro, São Paulo und Belo Horizonte aufgenommen. Der 39-Jährige plädiert dafür, die Reichen stärker zu besteuern und das Geld unter den Ärmsten umzuverteilen. Außerdem müssten der öffentliche Transport und das Gesundheitssystem besser finanziert werden, zitiert ihn www.bbc.com.
Architektur, die Menschen trennt
Miller kritisiert, dass die Schere zwischen Arm und Reich weltweit immer weiter auseinandergehe. In Brasilien konzentriere sich mehr als die Hälfte des Reichtums bei relativ wenigen Personen. Zusammen mit dem Klimawandel handele es sich bei der sozialen Ungleichheit um die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Miller will mit seinen Fotografien eine Diskussion auslösen. Auch darüber, wie Architektur Menschen trennt, statt sie zusammenzuführen.
Für seine Fotografien hat Johnny Miller zahlreiche Preise erhalten. Seine Arbeit finanziert er auch mit Stipendien. Er kooperiert mit dem Programm der Vereinten Nationen für menschliche Siedlungen (UN-HABITAT), das sich für soziale und ökologisch nachhaltige Stadtentwicklung einsetzt.