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Bischof Cob García: „Ecuadors Reichtum ist die Biodiversität“

Rafael Cob García kam 1990 von Spanien als Missionar nach Ecuador, seit 1999 ist er Bischof des Apostolischen Vikariates Puyo in Ecuador. Mit rund 30.000 Quadratkilometern ist es so groß wie Belgien, die Besiedlung ist dünn und viele Gemeinden sind noch nicht einmal an das Straßennetz angebunden. Zunehmend beobachtet der Bischof im ecuadorianischen Amazonas die Zerstörung von Lebensräumen. Blickpunkt Lateinamerika sprach mit Bischof Garcia vor den Wahlen in Ecuador über die politische Stimmung im Land.

Bischof Rafael Cob García bei einer Dorfversammlung in Canelas, südöstlich der im ecuadorianischen Amazonasgebiet gelegenen Stadt Puyo. Foto: Adveniat/Achim Pohl

Bischof Rafael Cob García bei einer Dorfversammlung in Canelas, südöstlich der im ecuadorianischen Amazonasgebiet gelegenen Stadt Puyo. Foto: Adveniat/Achim Pohl

Herr Bischof, in Ecuador wird am Sonntag gewählt. Was ist das Ihrer Meinung nach größte Problem nach den Wahlen?

Das Land leidet unter hohen Schulden, die die Politik der letzten Regierungen zu verantworten hat. Es steht zu befürchten, dass diese Schulden die Handlungsfähigkeit der neuen Regierung stark einschränken. Die neue Regierung wird zunächst einmal damit konfrontiert sein, die Auslandschulden neu zu ordnen und zu strukturieren sowie die Wirtschaft neu auszurichten.

Welche Konsequenzen könnte die hohe Schuldenlast mit sich bringen?

Es besteht die Gefahr, dass die Politik der Verlockung verfällt, in der Ausbeutung von Rohstoffen in einer der ökologisch sensibelsten Regionen der Welt die Lösung der Probleme zu sehen. Das vermeintlich schnelle Geld des Erdöls ist verführerisch. Ich glaube, dass, wer auch immer die künftige Regierung Ecuadors stellen wird, den Blick nicht nur auf die Erdöl- und Rohstoffvorkommen lenken darf, denn das wäre eine zerstörerische Politik. Die Biodiversität ist der größte Reichtum, den Ecuador zu bieten hat. Die Abholzung für den Holzhandel, die Vergiftung durch den Bergbau oder die Erdölförderung wird uns nur den Ruin bringen. Bereits in der Vergangenheit hat die Fokussierung der Politik auf die Erdölförderung das Land nicht vorangebracht.

Was würde eine Zunahme der Erdölförderung für die indigene Bevölkerung bedeuten?

Das bedroht ihren Lebensraum. Die indigenen Völker sind in ihrer kulturellen Vielfalt bedroht. Die Flüsse und Wälder sind ihre Lebensgrundlage, sie haben keinen anderen Ort, wo sie hingehen können!
 
Wie stellt sich die Lage in der Corona-Pandemie dar?

Ecuador gehört zu den Ländern, die in Lateinamerika besonders hart von der Corona-Pandemie getroffen wurden. Die offiziellen Zahlen sprechen von 15.000 Toten und über 240.000 Infektionen. Und das in einem Land, das gerade mal 17 Millionen Einwohner zählt. Die Dunkelziffer ist sicher höher. Jüngst sind die Zahlen wie in Europa wieder nach oben gegangen. Leider hat das schlechte Management innerhalb des Gesundheitswesens die Lage noch einmal verschärft. Bezahlen müssen dafür die Ärmsten der Armen. Es gibt viele Menschen, die in Armut leben, die Hunger haben. Diesen Menschen müssen wir helfen.

Auch in Ecuador ist die Gesellschaft polarisiert. Welchen Ausweg gibt es aus diesem Konflikt?

Was wir brauchen, ist eine Kultur der Einheit und der Bereitschaft zum Dialog der gesellschaftlichen Kräfte. Das wird nicht gehen, ohne dass alle Parteien Zugeständnisse machen oder aufeinander zu gehen. 

Lesen Sie dazu auch die Pressemitteilung des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat: „Erdölförderung ist keine Lösung“

Interview: Tobias Käufer

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