Tausende Haitianer fordern Rücktritt von Premierminister Henry

Flagge von Haiti
Mehr als 2.000 Menschen haben in der haitianischen Hauptstadt Port-au-Prince den Rücktritt von Premierminister Ariel Henry gefordert und gegen die schlechte Versorgungs- und Sicherheitslage im Land demonstriert. Bei den Protesten am Montag, 22. August 2022 (Ortszeit) soll laut lokalen Medienberichten ein Demonstrationsteilnehmer erschossen worden sein. Der unbekannte Täter soll mit einem Auto geflohen sein, berichtet die Nachrichtenagentur AP.
In Haiti sind in den vergangenen Wochen mehr als 600 Personen bei Kämpfen zwischen bewaffneten Banden getötet oder verletzt worden oder gelten als vermisst. Insbesondere die Hauptstadt Port-au-Prince wird seit Wochen von schweren Kämpfen zwischen den rivalisierenden Banden "400 Mawozo" und "Chen Mechan" erschüttert. Zudem gibt es Berichte über schwere sexuelle Gewalt gegen Frauen und Mädchen; Kinder würden von den Banden zwangsrekrutiert. Tausende Menschen aus den ärmsten Regionen der Hauptstadt hätten ihre Heimat verlassen müssen, darunter auch unbegleitete Kinder.
Inflation und Armut steigen
In den letzten Monaten hat sich die Armut weiter verschärft. Mittlerweile liege die Inflation bei 29 Prozent, so AP. Die Preise für einige Grundnahrungsmittel wie Reis hätten sich mehr als vervierfacht. Benzin sei knapp und koste circa 15 Dollar pro Gallone - das sind ungefähr 3,8 Liter.
Haiti gilt als das ärmste Land der westlichen Hemisphäre. Es wurde in den vergangenen Jahren von Naturkatastrophen wie Erdbeben und Wirbelstürmen sowie politischen Unruhen und Kriminalität destabilisiert. Im vergangenen Jahr wurde Präsident Jovenel Moise ermordet, die Hintergründe der Tat sind bis heute nicht aufgeklärt. Seitdem führt Ariel Henry als Premierminister die Regierung, einen Termin für Neuwahlen steht noch nicht fest. Im Land herrschen chaotische Zustände.