Schulze fordert mehr Schutz für indigene Bevölkerung
Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) sieht die Religionsfreiheit indigener Völker zunehmend gefährdet. Das liege vor allem an den Auseinandersetzungen um ihren angestammten Lebensraum, erklärte die Ministerin vor einer Woche auf der Konferenz "Spirituelles Erbe und geerbte Konflikte - Indigene und ihre Religionsfreiheit" in Berlin. Mit dem Verlust von Land gingen auch religiöses und spirituelles Erbe unwiederbringlich verloren. Demnach seien etwa die Zerstörung des Regenwalds oder die Verschmutzung von Flüssen vergleichbar mit dem Verbot religiöser Feiertage.
Wirtschaftliche und politische Interessen stehen nach Ansicht der Ministerin zu oft über denen der indigenen Bevölkerung. Die Politik müsse ihre Stimmen hören und dürfe ihnen nicht den "Maßstab der Gesamtgesellschaft" überstülpen. Das sei "aggressive und erzwungene Missionierung", sagte Schulze.
Der Beauftragte der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit, Frank Schwabe (SPD), sagte: "Wer keinen Zugang zu Religion und Weltanschauung hat, wird auch keinen Zugang zu entwicklungspolitischen Themen haben." 2021 seien mehr als 40 Prozent der ermordeten Umwelt- und Landrechtsaktivisten Indigene gewesen; obwohl die Indigenen nur sechs Prozent der Weltbevölkerung ausmachten. Diese Zahl verdeutliche, dass ihre Religionsfreiheit stärker thematisiert werden müsse.
Nach Ansicht der Sonderberichterstatterin der Vereinten Nationen für Religions- und Weltanschauungsfreiheit, Nazila Ghanea, besteht ein direkter Zusammenhang zwischen Klimaschutz und dem Schutz der Indigenen. Sie erhielten auch rund 80 Prozent der weltweiten Biodiversität und wüssten um den Umgang mit Ressourcen. Ihre Rechte müssten gestärkt werden. Die meisten Indigenen lebten in Armut, das mache sie besonders anfällig für Diskriminierung, erzwungene Assimilation, Vertreibung und strukturelle Benachteiligung.
Das Amt des Religions- und Weltanschauungsbeauftragten der Bundesregierung ist beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung angesiedelt. Die Ergebnisse der Konferenz sollen in den Bericht der Bundesregierung zur weltweiten Lage der Religions- und Weltanschauungsfreiheit einfließen. Er erscheint alle zwei Jahre, zuletzt 2020.