Papst-Vertrauter kritisiert Reaktionen auf Amazonas-Schreiben
Viele Reaktionen auf das Papstschreiben zur Amazonas-Synode sind nach Ansicht des Vertrauten von Franziskus, dem der argentinische Erzbischof Víctor Manuel Fernández von La Plata, ein Indiz für die Schwierigkeit der Kirche, offen mit der Welt zu reden. "Hoffen wir, dass unsere innerkirchlichen Diskussionen diese prophetische, an Politiker und Unternehmer gerichtete Stimme nicht ersticken", schreibt Fernández in der Vatikanzeitung "Osservatore Romano".
Während viele "Menschen mit gesellschaftlichem Bewusstsein dem Papst für seinen Beitrag danken konnten, diskutieren wir Katholiken interne Fragen", kritisiert Fernández. Dabei habe Franziskus in seinem postsynodalen Schreiben "Querida Amazonia" Themen angesprochen, die durchaus mit jüngsten besorgniserregenden Ereignissen verbunden seien. Fernández gilt als enger Vertrauter des Papstes, der ihm auch bei Texten zuarbeitet. Franziskus ernannte ihn im Sommer 2018 zum Erzbischof.
In seinem Gastbeitrag äußert sich Fernández auch zur Frage einer ausnahmsweisen Lockerung der Zölibatspflicht. Tatsächlich habe "Franziskus bei diesem Thema keine Türen geschlossen oder geöffnet, er hat nur übereilte Lösungen vermieden". Schon gar nicht habe der Papst mit seinem Schreiben das Abschlussdokument der Synode aufgehoben. Vielmehr fordere er, es anzuwenden. Dabei lasse der Begriff "Anwendung" an "eine kreative und effektive Rezeption denken".
Wenn Franziskus zudem fordere, Laien in der Kirche stärker zu beteiligen und zu mobilisieren, dann tut er das nach Ansicht von Fernández auch angesichts der Konkurrenz durch evangelikale Freikirchen. Diese seien in der Lage, gut ausgebildete und mit Verantwortung ausgestattete Laien in die hintersten Winkel Amazoniens zu schicken, "während wir meinen, mit einigen verheirateten Priestern die enormen Probleme zu lösen, denen wir gegenüberstehen".
Das Papstschreiben "Querida Amazona" hatte nach seiner Veröffentlichung am 12. Februar 2010 für viel Kritik gesorgt. Aus Sicht der Kritiker spreche der Papst Themen, wie die Lockerung des Zölibats oder die Öffnung von Ämtern für Frauen in der Kirche nicht direkt genug an. Vor allem in den abgelegenen Amazonasregionen, in denen akuter Priestermangel herrscht, erwarten sich Gläubige durch solche Maßnahmen eine Verbesserung der Personalsituation.