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Mexiko: Kartelle nutzen Kryptowährungen zur Geldwäsche

Rund 25 Milliarden Dollar waschen allein die Drogenkartelle in Mexiko jährlich - mehr und mehr über Kryptowährungen im Netz, um damit Geschäftspartner in aller Welt zu bezahlen. Das geht aus einem Bericht des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung hervor. 

Geldwäsche findet mehr und mehr im Cyberspace statt. Kryptowährungen wie Bitcoin sind beliebtes Zahlungsmittel. Foto (Symbolbild): Flickr, CCO1.0

Geldwäsche findet mehr und mehr im Cyberspace statt. Kryptowährungen wie Bitcoin sind beliebtes Zahlungsmittel. Foto (Symbolbild): Flickr, CCO1.0

Die Organisierte Kriminalität in Lateinamerika entdeckt zunehmend den Cyberraum für ihre Delikte. Vor allem die mexikanischen Kartelle waschen über Kryptowährungen und im E-Commerce mehr und mehr Erträge aus ihren schmutzigen Geschäften wie Drogen- und Menschenschmuggel, Entführungen und Schutzgelderpressung. Darauf haben jetzt die Vereinten Nationen hingewiesen. 

Anonyme Transaktionen im Cyberspace

Laut einem Bericht des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) waschen die Drogenkartelle allein in Mexiko jährlich rund 25 Milliarden Dollar. Vor allem das „Sinaloa-Kartell“ und das „Kartell Jalisco Neue Generation“ (CJNG), die beiden „Marktführer“ der illegalen Wirtschaft Mexikos, nutzten dabei auch immer häufiger den Cyberspace. Denn dieser erlaube „schnelle und anonyme Transaktionen“, heißt es in dem Bericht des UNODC, der sich auf den Jahresreport des Internationalen Suchtstoffkontrollrats (INCB) in Wien bezieht. 
 
Darüber hinaus setzten auch kolumbianische Gruppen des Organisierten Verbrechens zunehmend auf virtuelle Währungen ebenso wie Milizen in Rio de Janeiro und Entführungsbanden in Venezuela und Argentinien, betonen unterschiedliche Experten für das Organisierte Verbrechen.

Digitale Strohmänner kaufen Bitcoins

Die mexikanischen Kartelle teilten ihre Erlöse zunächst in kleine Beträge auf und erstünden dann über teilweise falsche Identitäten oder digitale Strohmänner kleine Summen an Bitcoins. Um die Alarmsysteme der internationalen Banken zu umgehen, werden zigtausende Klein- und Kleinstbeträge transferiert und Käufe getätigt, die immer unter 7.500 Dollar liegen. Dafür haben die Kartelle nach ergänzenden Angaben von Insight Crime, einem auf die Organisierte Kriminalität in Lateinamerika spezialisierten US-Nachrichtenportal, so genannte Ciberburros (etwa: Cyberesel) angeheuert. Mit diesen Identitäten meist junger Menschen werden große Mengen an digitalen Münzen über scheinbar viele verschiedene Käufer erworben und damit dann die Geschäftspartner in aller Welt bezahlt. 

Schärfere Gesetze für Handel mit Kryptowährung

Vergangenes Jahr entdeckte die mexikanische Finanzaufsichtsbehörde UIF zwölf Handelsplätze für Kryptowährungen, die ohne gesetzliche Genehmigung arbeiteten. Der Chef der UIF, Santiago Nieto, äußerte damals den Verdacht, dass diese Handelsplätze mit kriminellen Organisationen in Verbindung stünden, darunter dem Kartell „CJNG“. Um die Verwendung von Bitcoin und anderen virtuellen Münzen zur Anonymisierung der Nutzer zu verfolgen, hat die mexikanische Regierung 2018 das „Ley Fintech“ erlassen, ein Gesetz, das alle registrierten Handelsplattformen sogar verpflichtet, Überweisungen über 56.000 mexikanische Pesos (2.682 US-Dollar) zu melden. Im September fror das Finanzministerium die Bankkonten von 186 Personen ein, die mit fünf Kartellen in Verbindung gebracht wurden. Gebremst hätten all diese Schritte den steigenden Handel mit Kryptowährungen in Mexiko allerdings nicht, kritisieren die Vereinten Nationen. Die Strategien zur Bekämpfung der Geldwäsche griffen in Mexiko kaum.

Banken auch in Geldwäsche verwickelt

Laut dem UNDOC-Bericht sind in dem Land allerdings noch immer Banken und „analoge“ Formen das bevorzugte Instrument zur Geldwäsche im großen Stil. Der Bericht zitiert das Beispiel der mexikanischen Filiale der britischen Großbank HSBC, die vor zehn Jahren zugab, 881 Millionen Dollar vom „Sinaloa-Kartell“ gewaschen zu haben. Damals kam das Geldinstitut ohne weitere Sanktionen gegen eine Strafzahlung von 1,9 Milliarden Dollar davon. 
 
Bis heute waschen den Erkenntnissen der Fahnder zufolge Mexikos Finanzinstitute weiter schmutziges Geld der Kartelle, erbringen Dienstleistungen für mutmaßliche Kriminelle und Strohfirmen, die mit geplünderten Staatsgeldern in Verbindung stehen. Zudem benutzten die Syndikate „Strohmänner, um Unternehmen zu gründen, darunter Immobilienmakler, Schmuckhändler und Beratungsdienste.“ In dem engmaschigen Geldwäschenetz seien Hausfrauen, Studenten und Bankangestellte gleichermaßen eingebunden.

90 Milliarden Dollar Umsatz mit Drogen

Wie viel Geld die Kartelle allein in Amerika mit ihren illegalen Geschäften erwirtschaften, ist naturgemäß schwer zu beziffern. Laut einer Studie des US-Thinktanks „Global Financial Integrity“ (GFI) generiert allein der Drogenhandel in Nord- und Südamerika jährlich zwischen 80 und 90 Milliarden Dollar. In der Studie vom Herbst 2020 berechnen die Experten, dass die illegalen Finanzströme, die allein beim Rauschgiftschmuggel zwischen Kolumbien, dem Hauptproduzenten von Kokain, Mexiko und den Vereinigten Staaten entstehen, jährlich irgendwo zwischen 42,3 und 121,6 Milliarden Dollar liegen. Vermutlich sei aber die „beste Schätzung ein Umsatz von 80 bis 90 Milliarden Dollar“, betonen die GFI-Experten, die zu illegalen Finanzströmen, Korruption und Geldwäsche forschen. Darin sind die Gewinne aus den übrigen illegalen Aktivitäten noch gar nicht eingerechnet.
 
Wenn davon 25 Milliarden Dollar von mexikanischen Kartellen gewaschen würden, entspricht das ungefähr 2,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der zweitgrößten Volkswirtschaft Lateinamerikas. Dabei sei die Nutzung von Cyberwährungen durch die Organisierte Kriminalität aber noch immer im Anfangsstadium begriffen, vermutet Falko Ernst, Mexiko -Analyst der Nichtregierungsorganisation „International Crisis Group“.

Autor: Klaus Ehringfeld, Mexiko

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