Kommunalwahlen in Brasilien: Sieg der gemäßigten Kräfte
Brasilien hat am Sonntag zahlreiche Bürgermeister und Stadträte gewählt. Vor allem gemäßigte Kandidaten fuhren starke Ergebnisse ein - Präsident Bolsonaro nahestehende Kräfte verloren hingegen an Boden.
Aus den Kommunalwahlen in Brasilien gehen vor allem konservative Kandidaten aus dem gemäßigten Lager gestärkt hervor. In vielen zentralen Städten konnten sie sich in der ersten Runde durchsetzten und gelten nun als Favoriten für die Stichwahlen, wie der fremdsprachige Dienst von Deutsche Welle berichtet. Viele Kandidaten, die der ultrarechte Amtsinhaber Jair Bolsonaro unterstützt hatte, verloren hingegen an Wählergunst.
Insgesamt waren knapp 149 Millionen Brasilianer aufgerufen, in mehr als 5.500 Städten Bürgermeister und Stadträte zu wählen. Es waren die ersten Wahlen in Brasilien seitdem Jair Messias Bolsonaro im Jahr 2018 die politische Linke von der Macht verdrängt hatte. Beobachter sehen in dem Ergebnis einen ersten Stimmungstest für die Präsidentschaftswahlen im Jahr 2022.
In der Metropole Rio de Janeiro holte Eduardo Paes, der ehemalige Bürgermeister der Stadt und Kandidat der gemäßigt konservativen und wirtschaftsliberalen Partei DEM, 37 Prozent der Stimmen. Er geht damit mit einer starken Ausgangspostionen in der Stichwahl gegen Amtsinhaber Marcelo Crivella. Der evangelikale Pastor, der Präsident Bolsonaro nahesteht, erhielt mit 21 Prozent deutlich weniger Zustimmung als sein moderater Herausforderer. Bolsonaros Sohn, Carlos Bolsonaro, schaffte den Wiedereinzug in das Stadtparlament von Rio de Janeiro - jedoch büßte auch er im Vergleich zu seinem Ergebnis von 2016 Stimmen ein.
In São Paulo zog der aktuelle Bürgermeister Bruno Covas (32,5 Prozent) mit solidem Vorsprung gegen den linken Kandidaten Guilherme Boulos (20, 3) in die Stichwahl ein. Dem gemäßigteren Cova werden nun höhere Siegeschancen eingeräumt.
Die Tendenz der Wähler zeigt insgesamt in eine moderatere Richtung, als sie Bolsonaro auf Bundesebene vorgibt. Beobachter und lokale Medien werten das Ergebnis als einen Rückschlag für den ultrarechten Präsidenten, der an Einfluss und Popularität verloren habe. Bolsonaro selbst sieht sich in seinem Kurs hingegen bestätigt. Auf Twitter schrieb er: "Die Linke erlitt eine historische Niederlage. Das Ergebnis ist ein klares Signal, dass die konservative Welle 2018 eingezogen ist, um zu bleiben." Damit hat er in einem Punkt recht: Vor allem die Arbeiterpartei (PT) vom früheren Präsidenten Lula da Silva hat weiter deutlich an Popularität verloren. Die Partei für Sozialismus und Freiheit (PSOL) konnte hingegen in einigen Städten zulegen.