Kolumbien: Präsident Petro will Ungleichheit mit Steuerreform bekämpfen

Armut auf den Straßen in der kolumbianischen Stadt Pasto - Präsident Petro will die soziale Ungleichheit in Kolumbien bekämpfen. Der erste Schritt ist eine Steuerreform. Foto: Adveniat/Martin Steffen
Mit einer Steuerreform will Kolumbiens erster linker Präsident Kolumbiens Gustavo Petro die klaffende Schere zwischen Arm und Reich verringern und mehr nachhaltiges Wirtschaftswachstum in der südamerikanischen Nation ankurbeln. Am Montag, 8. August 2022, weniger als 24 Stunden nach seiner Amtseinführung stellte der neue Staatschef der Öffentlichkeit seine Steuerpläne vor, so lokale Medienberichte. Das Vorhaben soll jährlich umgerechnet bis zu elf Milliarden US-Dollar allein für Programme zur Armutsbekämpfung aufzubringen.
Die drei Grundsäulen der Reform sind höhere Steuern für Kolumbianerinnen und Kolumbianer mit großen Vermögen, die Beschränkung von Steuervorteilen auf Unternehmen und der Kampf gegen Steuerhinterziehung, berichtet die kolumbianische Tageszeitung "El Tiempo". Für natürliche Personen werde die Einkommenssteuer nicht erhöht, allerdings die Abschreibemöglichkeiten ab einem Monatseinkommen ab zehn Millionen Pesos (rund 2320 US-Dollar) gestrichen. Für Privatvermögen ab 30 Milliarden Pesos (rund 695.000 US-Dollar), wobei Unternehmenswerte ausgeschlossen sind, soll eine Reichensteuer jährlich rund 600 Millionen US-Dollar zusätzlich in die Staatskasse spülen.
Neue Steuern werden eingeführt auf gesundheitsschädliche Lebensmittel etwa mit hohem Zuckergehalt sowie auf den Export von Öl, Kohle und Gold. Allein durch den Kampf gegen Steuerhinterziehung will der Fiskus einen Gegenwert von 3,4 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung einsammeln. Mit diesen Ressourcen soll eine Einkommensumverteilung zugunsten armer Haushalte angestrebt werden sowie mit staatlichen Sozialprogrammen extreme Armut bekämpft werden. Die Steuereinnahmen in Kolumbien lagen 2020 bei nur 19 Prozent des BIP und damit leicht unter dem bereits schwachen lateinamerikanischen Durchschnitt. OECD-Länder besteuern im Schnitt 33 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung. (bb)