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Ecuador: Auf dem Bambusrad in die Stichwahl?

Yaku Pérez liegt im Rennen um den zweiten Platz bei den Präsidentschaftswahlen in Ecuador hauchdünn vorn. Der indigene Kandidat könnte in die Stichwahl einziehen – und damit für eine Überraschung sorgen. Er tritt für eine grüne Wende ein.   

Der Präsidentschaftskandidat Yaku Pérez mit seinem Rad auf Wahlkampftour in Qutio. Foto: Juan Francisco BeltránYaku PérezCC BY-SA 4.0

Alles deutete bei den Präsidentschaftswahlen in Ecuador auf das klassische Duell hin: Andrés Arauz, dem Kandidaten des linkspopulistischen Lagers um Ex-Präsident Correa, sollte der konservative Banker Guillermo Lasso in den Stichwahlen entgegentreten. Doch Yaku Pérez, von der indigenen Partei Pachakutik, könnte die politische Landschaft verändern.

Einen Kandidaten, der auf einem Bambusfahrrad rund 2000 Kilometer durch das Land radelte und für eine nachhaltige Politik wirbt, hat es in Ecuador noch nie gegeben. Der 51-jährige Yaku Pérez bewegt sich außerhalb der politisch-ökonomischen Parameter und tritt für die „Minka für das Leben“ ein. Minka oder Minga heißen die kollektiven Entscheidungsstrukturen in indigenen Gemeinden, wo gemeinsam und nach Kriterien, die sich am Gemeinwohl orientieren, entschieden wird. Den vier Elementen Wasser, Mutter Erde, Feuer und Luft kommt dabei entscheidende Bedeutung zu – und darauf weist Yaku Pérez auch immer wieder hin.

Kandidat gegen die Umweltzerstörung  

Der ehemalige Präfekt der Region Azuay, die mit der Hauptstadt  Cuenca im Süden Ecuadors liegt, ist Jurist, spezialisiert auf Umwelt- und indigenes Recht sowie Kriminalistik. Pérez kennt die politischen Verhältnisse in Ecuador bestens. Oft hat er die Politik der Regierung von Rafael Correa und auch die seines Nachfolgers Lenín Moreno kritisiert. Beide haben trotz linker Rhetorik auf sehr konventionelle Wirtschaftsmodelle gesetzt, wobei dem Bergbau eine immer wichtigere Rolle zukommt. „Erst unter Rafael Correa wurden die Weichen hin zur Förderung von Industriemetallen in direkter Nähe von geschützten Territorien gestellt“, erklärt Yaku Pérez.

2002 hat er bereits gegen Privatisierungspläne der öffentlichen Wasserversorgung mobil gemacht. Seit 2012 engagiert er sich gegen eine Goldmine in direkter Nähe des Páramo Qimsacocha. Das Feuchtgebiet auf mehr als 3000 Meter Höhe ist nicht nur für die Wasserversorgung der Kleinstadt Girón, sondern auch für die ganze Region verantwortlich. „Bergbau dort zuzulassen, ist unverantwortlich“, so die Position des in Cuenca lebenden Anwalts.

Mehrfach hat er während seiner Zeit als Präfekt in der Region Girón ein Referendum gegen die Goldmine eines kanadischen Konzerns unterstützt, welches bereits national für Schlagzeilen sorgte. Das, genauso wie seine Teilnahme an Demonstrationen gegen neoliberale Reformen der Regierung von Lenín Moreno, hat ihn in ganz Ecuador bekannt gemacht.

Unterstützung von jungen Ecuadorianern

Zwar hat der charmant, aber bestimmt auftretende drahtige Mann mit dem Pferdeschwanz nicht alle Fraktionen der indigenen Minderheit hinter sich, mit der ehemalige Vorsitzende der verfassungsgebenden Versammlung Alberto Acosta. Das macht den Witwer und Vater zweier erwachsender Töchter zu einer ernstzunehmenden politischen Alternative. In Azuay legte er bereits Weichen, wo seine politische Agenda hinführt. Dort war er beim Sammeln von Plastikmüll aus Flüssen in der Umgebung in der ersten Reihe aktiv, warb für Recycling und einen ökologischeren Entwicklungsweg.

Das hat Pérez die Unterstützung einiger Gewerkschaften eingebracht, aber auch die der jüngeren Generation. Für die sind Umweltschutz und Nachhaltigkeit Themen, die eine größere Rolle spielen, so der Analyst Acosta. Für ihn hatte Pérez von vornherein das Potential für eine Überraschung bei der Auszählung. Das scheint nun Realität zu werden und dafür spricht auch das Ergebnis eines weiteren Referendums in Cuanca parallel zu den Wahlen: Dort stimmten 80 Prozent der Stimmberechtigen dafür, Bergbau in direkter Nähe von Flüssen und Quellen kategorisch zu verbieten.  Ein Signal an den politischen Gegner Andrés Arauz – der noch für den Bergbau eintritt.

Autor: Knut Henkel 

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