Dominikanische Republik enteignet Land für den Bau der Grenzmauer zu Haiti
Die Regierung der Dominikanischen Republik hat die großflächige Enteignung von Privatland angekündigt, um den begonnenen Bau einer befestigten Hochsicherheitsgrenzanlage zum Nachbarland Haiti weiter voranzutreiben. In der Hauptstadt Santo Domingo gab Präsident Luis Abinader am Donnerstag, 2. Juni 2022 das Präsidialdekret 292-22 bekannt, das die Verstaatlichung eines Landstreifens entlang der 391 Kilometer langen Grenze ermöglicht, berichtet die dominikanische Tageszeitung "El Día".
In besiedelten Gebieten wird der zu enteignende Landstreifen 30 Meter bis zur Grenze, in unbewohnten Gebieten bis zu 200 Meter tief verlaufen, informiert das Blatt. Mit der Grenzanlage soll die Migration von Menschen aus dem Krisenstaat Haiti in die wohlhabendere Dominikanische Republik verhindert werden. Viele Haitianerinnen und Haitianer nutzen die Dominikanische Republik auch als Transitstaat für die Weiterreise in das US-Territorium Puerto Rico. Für die ersten 54 Kilometer Stahlbetonmauer wurden Steuergelder in Höhe von 30 Millionen US-Dollar veranschlagt, informiert die Nachrichtenagentur EFE. Die entsprechende Überwachungstechnologie, die installiert werden soll, sei noch nicht ausgeschrieben worden.
Im Februar 2021 hatte Abinader mit einem Festakt den Startschuss für die Errichtung der Grenzmauer gegeben. Mit 160 Kilometern Länge soll die Anlage rund die Hälfte der Landesgrenze unüberwindbar machen. Die Grenze in Bergregionen gilt als natürliches Hindernis und wird nicht künstlich befestigt. Der Grenzwall wird aus einer Betonmauer und einem 4 Meter hohen Metallzaun mit Stacheldraht bestehen und hauptsächlich durch Dörfer und Städte verlaufen. Präsident Abinader von der sozialdemokratischen Partido Revolucionario Moderno (PRM) bezeichnete die Mauer als "intelligenten Zaun", da hochauflösende Kameras, Infrarot- und weitere moderne Überwachungstechnologien zum Einsatz kommen würden. (bb)