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Corona-Variante Lambda breitet sich in Lateinamerika aus

Während Wissenschaftler in Deutschland vor Delta warnen, ist die nächste Corona-Variante schon längst unterwegs. Wie gefährlich ist Lambda?

Dorfbewohner des Quilombo Balaeiro in Minas Gerais, Brasilien, sitzen mit Mund-Nasen-Schutz auf dem Friedhof. Foto: Adveniat/Florian Kopp

Dorfbewohner des Quilombo Balaeiro in Minas Gerais, Brasilien, sitzen mit Mund-Nasen-Schutz auf dem Friedhof. Foto (Symbolbild): Adveniat/Florian Kopp

C.37. Anden-Variante. Oder auch einfach Lambda. Gut möglich, dass der Name dieser neuen Corona-Mutante bald weltweit die Schlagzeilen bestimmen wird. Denn die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Lambda vor rund einer Woche in die Kategorie "unter Beobachtung" eingestuft ("VOI", "Variants of Interest"), weil sie zu gehäuften Fällen führt und gleich in mehreren Ländern auftaucht.

Schon in 29 Staaten wurde die Variante entdeckt, mit Brasilien, Kolumbien, Ecuador, Mexiko, Argentinien, Peru und Chile liegen gleich sieben davon in Lateinamerika. Erstmals wurde Lambda im August 2020 in Peru entdeckt, ein knappes Jahr später ist sie mit 82 Prozent die dort vorherrschenden Variante. Auch in Chile ist C.37 bereits für jede dritte Neuinfektion verantwortlich.

Jairo Méndez-Rico, Experte für Viruserkrankungen bei der WHO, sagt der DW: "Bisher gibt es keine Hinweise auf ein aggressiveres Verhalten der Lambda-Variante. Obwohl die Möglichkeit einer höheren Ansteckungsrate besteht, haben wir noch nicht ausreichend belastbare Studien, um sie mit Gamma oder Delta vergleichen zu können."

Impfung bestes Mittel gegen die Corona-Varianten

Gamma und Delta gehören, wie ihre Vorgänger Alpha und Beta, zur WHO-Kategorie der besorgniserregenden Varianten ("VOC", "Variants of Concern"). Sie sind nachweislich ansteckender, schwerer zu bekämpfen oder führen zu schweren Erkrankungen.

Wirksamstes Mittel gegen alle Mutanten sei, so Méndez-Rico von der WHO, die Impfung: "Alle von uns zugelassenen Impfstoffe gegen die weltweit zirkulierenden Corona-Varianten sind generell effektiv und es gibt keinen Grund anzunehmen, dass sie dies bei Lambda weniger wären."

Ist Lambda vielleicht erst der Anfang? Viele Wissenschaftler sind überzeugt davon, dass die Corona-Pandemie erst beendet ist, wenn 80 Prozent der Weltbevölkerung geimpft sind. Bis dahin könnten immer wieder neue Varianten wie Lambda aufflackern.

Jairo Méndez-Rico gibt, Stand heute, aber leichte Entwarnung: "Obwohl die Möglichkeit besteht, gibt es derzeit keine Hinweise darauf, dass die Varianten gefährlicher sind und zu einer höheren Sterblichkeit führen. Es ist wahrscheinlich, dass SARS-CoV-2 in seinem evolutionären Prozess zwar ansteckender wird, aber gleichzeitig nicht schädlicher für den Wirt [also für den Menschen, Anm. d. Red.]."

Lambda mit hervorragenden Ausgangsbedingungen in Peru

Pablo Tsukayama ist zum gefragten Gesprächspartner geworden, wenn es um Lambda geht. Der peruanische Mikrobiologe hat die Variante in seinem Heimatland monatelang verfolgt, durch die Genomforschung ist er der Mutation mit seinem Team von der Cayetano Heredia-Universität in Lima auf die Spur gekommen.

Er sagt: "Im Dezember hatten wir gerade einmal 200 Lambda-Infektionen, Ende März war es schon die Hälfte aller Proben in Lima und jetzt, drei Monate später, sind wir landesweit bei über 80 Prozent. Lambda ist in kürzester Zeit zur dominierenden Variante in Peru aufgestiegen."

Dabei hat die Variante im Schnellverfahren alle die Mutationen verdrängt, die von der WHO derzeit noch als gefährlicher eingestuft werden und sich sogar gegen P1, die Gamma-Mutation aus dem Nachbarland Brasilien, durchgesetzt.

Lambda sei ansteckender, sagt Tsukayama, und habe zudem in Peru quasi perfekte Startbedingungen vorgefunden: "Wir sind das Land, das am schlechtesten durch die Corona-Pandemie gekommen ist mit 187.000 Toten und der höchsten Sterblichkeitsrate der Welt. Und da ist es wahrlich kein Wunder, dass eine Variante genau hier ihren Ursprung hat."

Dritte Corona-Welle in Südamerika zwischen Juli und September droht

Wahrscheinlich wird man sich daran gewöhnen müssen, dass ganz Lateinamerika mit seinen mehr als eine Million Corona-Toten zum neuen Epizentrum der Varianten wird, in Kolumbien breitet sich bereits die hoch ansteckende Variante B.1.621 aus.

Überforderte Gesundheitssysteme, ein Großteil der Bevölkerung, der in prekären Jobs arbeiten muss, um zu überleben, und sich deswegen nicht an die verordneten Maßnahmen halten kann und der fehlende Impfstoff sind der perfekte Mix für Varianten wie Lambda.

"Chile hat über 60 Prozent der Bevölkerung geimpft, aber das Land ist auf dem Kontinent die Ausnahme", sagt der peruanische Mikrobiologe, "es ist sehr wahrscheinlich, dass im südamerikanischen Winter mit einer dritten Corona-Welle zwischen Juli und September neue Varianten auftauchen, die vielleicht nicht unbedingt gefährlicher, aber auf jeden Fall ansteckender sein werden."

Corona-Pandemie nur global lösbar

Nach der Geberkonferenz für das internationale Hilfsprogramm COVAX Anfang Juni stehen insgesamt 9,6 Milliarden Dollar für Impfkampagnen in ärmeren Ländern zur Verfügung. Die 1,8 Milliarden Impfdosen werden bis Anfang des nächsten Jahres in mehr als 90 Staaten verteilt, ein Anfang. Die Welt scheint langsam zu verstehen, dass die Corona-Pandemie nur global gelöst werden kann.

"Die Strategie der reichen Staaten kann jetzt nur sein, so viel und so schnell wie möglich Impfstoff in die ärmeren Staaten zu transportieren, weil sonst immer wieder Varianten ausbrechen werden", sagt Pablo Tsukayama, "als Motto für Corona gilt weiterhin: 'Niemand ist sicher, solange nicht alle sicher sind'."

Quelle: Deutsche Welle, Autor: Oliver Pieper

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