Chile: Sicherheitskräfte erschießen Mapuche bei Demonstration
Bei einem Einsatz von Polizei und Armee in der Konfliktregion Araucanía im Süden Chiles ist am Mittwoch, 3. November 2021 ein junger Mann erschossen worden. Wie es zu der Auseinandersetzung zwischen Sicherheitskräften und rund 200 Demonstranten in Cañete in der Provinz BíoBío kam, ist noch nicht endgültig geklärt. Zuvor hatte die Polizei einen Angehörigen des Mapuche-Volkes verhaftet, dem illegaler Waffenbesitz vorgeworfen wird. Die rund 200 Demonstranten hätten die Freilassung des Mannes sowie das Ende des Ausnahmezustands und der Militarisierung der Region gefordert, berichtet der Nachrichtensender "ADN Radio".
Weil sich unter den Demonstranten auch Bewaffnete befunden hätten, habe die Polizei das Militär zur Verstärkung angefordert, so Behördenangaben. Die Polizeieinheiten seien aus der Menge heraus angegriffen worden. Ein 23 Jahre alter Mapuche wurde bei der anschließenden Auseinandersetzung erschossen. Ein weiteres Mitglied der Mapuche-Minderheit wurde mit Schussverletzungen ins Krankenhaus der Gemeinde Tirúa eingeliefert, so der Radiosender. Drei Menschen wurden verhaftet. Franzisca Lincanao, Mapuche-Würdenträgerin und Mitglied des Verfassungskonvents, forderte von Präsident Sebastián Piñera ein sofortiges Ende des Ausnahmezustandes, "wenn er das nicht macht, soll er zurücktreten, gleich morgen."
Einen Tag zuvor hatte Piñera die Verlängerung des Ausnahmezustandes um zwei Wochen gefordert, informiert die Tageszeitung "La Tercera". Für eine Ausweitung der Maßnahme, die seit dem 12. Oktober in Kraft ist, braucht es die Zustimmung des Parlaments. In den zurückliegenden Monaten war es in der Araucanía vermehrt zu Angriffen auf Straßen, Eisenbahnen, Forstwirtschaftsgeräte und LKWs durch Mapuche-Aktivisten gekommen. Die Zentralregierung entsandte 2.000 Soldaten, Panzerfahrzeuge, Helikopter, Flugzeuge und Marineschiffe. Oppositionspolitiker werfen Piñera vor, den Mapuche-Konflikt für den Wahlkampf zu nutzen und die Gewalt weiter anzuheizen. (bb)