Chile: Brandanschlag auf Touristenziel im Mapuche-Gebiet

Chilenische Polizei bei einer Demonstration in Chiles Hauptstadt Santiago. Foto (2013): Adveniat/Matthias Hoch
Auch nach dem Antritt der neuen Linksregierung von Präsident Gabriel Boric kommt der Konflikt zwischen Staat, Forst-Unternehmern und Mapuche-Ureinwohnern nicht zur Ruhe. In der Gemeinde Contulmo rund 600 Kilometer südlich der Hauptstadt Santiago de Chile verübten Unbekannte mehrere Brandanschläge, berichtet das chilenische Nachrichtennetzwerk "BioBio" über den Angriff. Bei der Attacke seien die vermummten Angreifer in eine Mühle, das Haus des Mühlenbetreibers und ein Nebengebäude eingedrungen, hätten Schüsse abgefeuert und Feuer gelegt.
Die "Grollmus-Mühle" ist eine alte Mühle deutscher Einwanderer, das Öko-Hostel gilt als eine Touristenattraktion in der Region. Behördenangaben zufolge wurden drei Personen teils schwer verletzt und im Gemeindekrankenhaus behandelt, informierte Chiles Staatssekretär des Innern Manuel Monsalve auf einer Pressekonferenz. Der Politiker verurteilte den Anschlag als "feige Straftat". Von den Tätern gibt es bisher keine Spur, keine Gruppe habe sich bisher zu der Tat bekannt, so die Tageszeitung "La Tercera". Bei dem Brandanschlag handelt es sich um die erste schwere Gewalttat nach der Verhaftung des Mapuche-Politikers Llaitul.
Letzte Woche war der Anführer der "Coordinadora Arauco-Malleco" (CAM), einer der wichtigsten radikalen Mapuche-Organisationen in Südchile, wegen Raub, Diebstahl und Angriff auf staatliche Einrichtungen verhaftet worden. Die Ermittlungen waren unter dem rechtskonservativen Präsidenten Sebastián Piñera (2018-2022) eingeleitet worden. Entgegen seiner Wahlkampfversprechen hatte der amtierende Präsident Boric im Mai diesen Jahres den Ausnahmezustand verlängert. Um die öffentliche Ordnung zu garantieren, hatte Piñera das Militär in die Konfliktregion geschickt. Kritiker sind gegen eine Militarisierung des "Mapuche-Konflikts", der als einer der schwierigsten innenpolitischen Herausforderungen für Chiles Linksregierung gilt. Die Mapuche kämpfen für die Anerkennung ihrer Landrechte und Kultur sowie für mehr Autonomie. (bb)