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Brasilien: In Manaus fehlt der Sauerstoff

In der brasilianischen Amazonas-Metropole Manaus gibt es viel zu wenig Sauerstoff für die vielen Corona-Patienten und überfüllte Krankenhäuser. Die Wut auf die Regierung wächst, aber Präsident Bolsonaro ignoriert die Pandemie weiterhin.

Tränen, Panik, Schlangen von Menschen, die für Sauerstoffzylinder anstehen und ganz viel Wut auf die Regierung. Das sind die Bilder, die auch an diesem Wochenende wieder von Manaus aus um die Welt gingen. Die Bevölkerung in der Millionen-Metropole der Amazonasregion Brasiliens leidet wie keine andere unter dem Ausbruch der zweiten Welle der Corona-Epidemie im größten Land Lateinamerikas. Und vor allem Alte und Kranke ersticken jeden Tag in den überfüllten Hospitälern oder daheim, weil seit Tagen der Sauerstoff das knappste und wertvollste Gut der Stadt ist. Eine womöglich besonders ansteckende Virusmutation, die kürzlich in der Stadt entdeckt wurde, verschärft die Lage.

Sauerstofflieferung aus Venezuela

Mehr als 4.300 Menschen sind in der Stadt bereits an Covid-19 gestorben. Die Krankenhäuser sind voll und die Menschen verzweifelt. Sogar aus dem Armenhaus Venezuela musste Brasilien Sauerstoff importieren. Aber dennoch reicht er nicht. Die Ärzte reduzieren die Sauerstoffzufuhr für die Patienten, da die Nachfrage dreimal so hoch ist wie das Angebot an Sauerstoff. Und Manaus ist die einzige Stadt in der ganzen riesigen Amazonasregion, die überhaupt über Intensivbetten verfügt.
 
Am Wochenende verlangte Generalstaatsanwalt Augusto Aras vom Obersten Bundesgericht STF die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen Gesundheitsminister Eduardo Pazuello, um zu klären, wie zum zweiten Mal seit Ausbruch der Pandemie das Gesundheitssystem von Manaus zusammenbrechen konnte. Der Minister flog am Sonntag nach Manaus, um die Kritik an ihm zu lindern, und er brachte Tausende Impfungen gegen das Coronavirus mit. 

Proteste gegen Präsident Bolsonaro

„Wir zahlen Steuern, wir kaufen, wir halten die Wirtschaft der Stadt am Laufen, und wenn wir mal die Hilfe der Gesundheitsbehörden brauchen, dann bekommen wir sie nicht“, sagt eine Frau in Manaus unter Tränen, als sie einen Sauerstofftank für ihre schwer kranke Mutter aufladen lassen will, die zu Hause unter Covid-19 leidet. Die Wut der Menschen auf die Regierenden und vor allem auf den Präsidenten steigt mit jedem Tag. Denn Präsident Jair Bolsonaro hat weder die Corona-Pandemie noch die Wirtschaft nur annähernd im Griff.

Das Bruttoinlandsprodukt der größten Volkswirtschaft Lateinamerikas fällt laut Prognosen der Zentralbank dieses Jahr um 4,4 Prozent. Schlimmer noch ist, dass das Land die Corona-Pandemie nicht kontrolliert bekommt. Mit weltweit den drittmeisten Infizierten (8,8 Millionen) und den zweitmeisten Toten (mehr als 217.000) tut Bolsonaro dennoch immer noch so, als sei diese Infektionskrankheit eine „Gripezinha“, eine kleine Grippe, und wehrt sich mit Händen und Füßen gegen die Impfung, die das Oberste Gericht kurz vor Weihnachten faktisch für jeden Brasilianer verpflichtend gemacht hat. Er wirft den Gouverneuren sogar Knüppel in den Weg, wo er kann, und setzt alles daran, die Immunisierung der Menschen so weit wie möglich zu boykottieren.

Fehlende Impfstrategie

Dennoch läuft die Impfkampagne ganz allmählich auch im ganzen Land an, getragen von den Gouverneuren. In dem Land mit 210 Millionen Einwohnern sind bisher knapp 600.000 Menschen immunisiert worden.  

Mediziner und Wissenschaftler kritisieren jedoch, dass die Regierung nach wie vor keinerlei Strategie habe, wie die Bevölkerung mittelfristig gegen die Infektionskrankheit geschützt werden könne. Es gebe keinerlei Zusammenarbeit der staatlichen Gesundheitsbehörden mit Ärzten und Forschern, kritisiert eine Gruppe von Experten in einem Artikel für die medizinische Fachzeitschrift „The Lancet“. Darin heißt es, dass mindestens 150.000 Menschen hätten gerettet werden können, wenn die Regierung kooperiert und einen Impfplan hätte. Dieser fehlt nach wie vor für die nächsten Wochen. Der Epidemiologe Pedro Hallal von der „Universidade Federal de Pelotas“ (Bundesstaat Rio Grande do Sul) wirft der radikal rechten Regierung vor, nicht mal einen „mittelmäßigen“ Job beim Kampf gegen Corona zu machen. 
 
Den besseren Job machen Politiker wie der Gouverneur des Bundesstaates São Paulo, João Doria. Er besorgte den ersten Impfstoff und ließ Mitte Januar die erste Krankenschwester werbewirksam impfen. Er nannte den 17. Januar einen historischen „Tag V“ wie „vacina, vitória, verdade, vida“ – „Impfung, Sieg, Wahrheit und Leben“. Doria will kommendes Jahr bei der Präsidentschaftswahl gegen Bolsonaro antreten. Die Bilder des erfolgreichen Impfstarts sind da die beste Wahlwerbung. 

Hilferuf der Adveniat-Partner in Brasilien: Corona-Lage dramatisch:                                                                      „Um Gottes Willen, schicken Sie uns Sauerstoff!“

 

So hilft Adveniat
In den Diözesen Manaus und Óbidos unterstützt das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat Ordensgemeinschaften, die sich um die Corona-Prävention sowie um die Verteilung von Lebensmitteln, Medikamenten und Hygienekits an arme und benachteiligte Menschen kümmern, die dem Virus und seinen Folgen schutzlos ausgeliefert sind. Helfen Sie mit einer Spende!

Autor: Klaus Ehringfeld

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