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Schleppender Impfstart in Brasilien

Nach langen politischen Streitigkeiten will jetzt auch Brasiliens rechtspopulistischer Präsident Bolsonaro seine Landsleute gegen Corona impfen lassen. Die Bewohner in Rio de Janeiro genießen lieber den Sommer.

Eine 54-jährige Krankenschwester wird als erste Bürgerin in Brasilien gegen das Coronavirus geimpft.

Eine 54-jährige Krankenschwester wird als erste Bürgerin in Brasilien gegen das Coronavirus geimpft. Foto: Marcelo Chello/ZUMA Wire/picture alliance

Brasilien hat zwei Impfstoffe gegen das Coronavirus zugelassen und damit den Weg für eine landesweite Impfkampagne geebnet. Die Nationale Arzneimittelagentur Anvisa genehmigte eine Notzulassung für das Vakzin des britisch-schwedischen Pharmaunternehmens AstraZeneca. Auch für den chinesischen Impfstoff CoronaVac gab es vorläufig grünes Licht.

Kurz darauf erhielt als erste Bürgerin des Landes eine Krankenschwester in São Paulo eine Impfdosis. Die 54-Jährige bekam die Injektion im Beisein des Gouverneurs des bevölkerungsreichsten Bundesstaates São Paulo, João Doria. Dieser hat sich für seinen Bundesstaat bereits sechs Millionen Dosen des Serums gesichert.

Brasilien mit 210 Millionen Einwohnern ist neben den USA und Indien das mit am schwersten von der Corona-Pandemie betroffene Land der Welt. Nach offiziellen Angaben starben dort bereits knapp 210.000 Menschen an oder mit COVID-19. Derzeit ist in dem südamerikanischen Land nur das vom chinesischen Hersteller Sinovac in Zusammenarbeit mit dem brasilianischen Institut Butantan entwickelte Mittel CoronaVac verfügbar.

Ein Marketing-Trick?

Die Zentralregierung des rechtspopulistischen Präsidenten Jair Messias Bolsonaro verurteilte den Impfstart als "Marketing-Trick". Gleichzeitig verlangte Bolsonaros Kabinett die Herausgabe der sechs Millionen Impfdosen, die in São Paulo lagern. Jede einzelne Dose stehe "exklusiv" dem staatlichen Impfsystem zu, das der Zentralregierung unterstellt ist, betonte ein sichtlich verärgerter Gesundheitsminister Eduardo Pazuello.

Er kündigte an, an diesem Montag werde das Militär die Impfdosen abholen und sie landesweit verteilen lassen. Am Mittwochmorgen solle dann mit Massenimpfungen begonnen werden. Als erstes sollen unter anderen Menschen über 75 Jahre, Mitarbeiter im Gesundheitswesen und Bewohner von Altenheimen das Vakzin verabreicht bekommen.

São Paulos Gouverneur Doria will jedoch ein Fünftel der Impfdosen behalten und sie an die Krankenhäuser verteilen lassen. Das entspricht dem Bevölkerungsanteil São Paulos an Brasiliens Gesamtbevölkerung.

Bolsonaro, der selbt eine Corona-Infektion überstanden hat, lieferte sich in den vergangenen Wochen immer wieder einen verbalen Schlagabtausch mit Doria. Der Staatschef, der wegen seines Krisenmanagements seit Monaten in der Kritik steht, sah keine Eile, mit Impfungen zu beginnen. Er spielte die Gefahr durch das Virus stets herunter und schürt gleichzeitig Sorgen vor unbekannten Nebenwirkungen der Vakzine.

Venezuela schickt Sauerstoff-Flaschen

Doria gab Bolsonaro auch die Schuld am Kollaps des Gesundheitssystems in der Amazonas-Metropole Manaus. Dort fehlt in den überfüllten Krankenhäusern seit Tagen Sauerstoff für die Patienten. Venezuelas sozialistischer Präsident Nicolas Maduro veranlasste nun ungeachtet der politischen Spannungen mit Brasilien, dass sechs Lastwagen mit Sauerstoff-Flaschen Richtung Manaus starteten.

In Brasiliens Metropole Rio de Janeiro spielt das Coronavirus für die Menschen augenscheinlich keine Rolle. Dicht an dicht drängten sich die Besucher zwischen den bunten Sonnenschirmen an den weltberühmten Stränden von Copacabana und Ipanema. Viele trugen keine Maske. Der Januar ist in Brasilien Ferienzeit.

Die Menschen hätten die Pandemie inzwischen "völlig banalisiert", zitiert das Nachrichtenportal "G1" die Wissenschaftlerin Chrystina Barros von der Bundesuniversität Rio de Janeiro. "Es ist Sommer, also sind sie (der Einschränkungen) müde. Wir sehen keine Möglichkeit, das Gewissen der Menschen zu erreichen", bedauerte sie.

Quelle: Deutsche Welle, se/sti (kna, epd, afp, dpa)

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