Amazonas: Mediationsangebot im Streit zwischen Supermarktkette und Indigenen
Indigene Organisationen aus Brasilien und Kolumbien werfen der Supermarktkette Casino vor, für die Entwaldung am Amazonas und den Verlust ihrer Lebensgrundlage verantwortlich zu sein. Grundlage der Klage ist das französische Lieferkettengesetz.
Im Rechtsstreit zwischen der französischen Supermarktkette Casino und indigenen Amazonas-Bewohnern aus Brasilien hat ein Gericht in Frankreich ein Mediationsverfahren zwischen den Konfliktparteien vorgeschlagen. Am Donnerstag, 9. Mai 2022 erklärten die Anwälte des börsennotierten Einzelhandelsunternehmen mit Sitz im französischen Saint-Étienne und die Rechtsvertreter der klagenden Indigenen ihre grundsätzliche Bereitschaft, ins Gespräch zu kommen, so die Nachrichtenagentur Reuters.
"Wir raten unseren Klienten den Vermittlungsvorschlag anzunehmen", so Sebastien Mabile, Anwalt der indigenen Gruppen. "Was wir wollen, ist, dass Casino aufhört, von Unternehmen zu kaufen, die von Farmen beliefert werden, die in indigenes Land eingedrungen sind und an der Entwaldung beteiligt sind." Die Casino-Gruppe unterstütze intensive Landwirtschaft "die Wälder verwüstet, Böden erschöpft und die sozialen Strukturen der Waldbevölkerung zerstört", sagte Crisanto Rudzo, ein Vertreter des Volkes der Xavante aus Mato Grosso. Sollte eine Mediation keine Verbesserungen bringen, werde der weitere Klageweg eingeschlagen.
Rechtsstreit auf Grundlage eines Lieferkettengesetzes
Casino, das Brasiliens größten Lebensmitteleinzelhändler "Grupo Pao de Acucar" (GPA) und damit auch den kolumbianischen Einzelhändler "Almacenes Exito" kontrolliert, hatte wiederholt erklärt, dass es aktiv gegen die Entwaldung durch Viehzüchter in Brasilien und Kolumbien kämpfe. Vor dem Gerichtsgebäude in Paris hatten sich Amazonas-Indigene in traditioneller Kleidung und Vertreterinnen und Vertreter von Umweltorganisationen sowie der der Klimaschutzbewegung "Extinction Rebellion" zusammen gefunden. "Die Casino-Supermarkkette unterstützt die Entwaldung in Brasilien", zitiert die Nachrichtenagentur Infobae Dinamam Tuxa, Vertreter der Vereinigung der Ureinwohner Brasiliens (APIB).
Bisher hatte das Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 30 Milliarden Euro, zu dem unter anderem die bekannten Marken "Monoprix", "Franprix" und "Spar" gehören, jedes direkte Gespräch mit den Betroffenen verweigert. Es ist das erste Mal, dass sich eine französische Supermarktkette wegen Entwaldung und des Verlusts von Land auf Grundlage des Lieferkettengesetzes "Devoir de Vigilance" verantworten muss. Das Gesetz ist seit 2017 in Kraft und macht Unternehmen für Menschenrechts- und Umweltverletzungen in der gesamten Lieferkette verantwortlich. (bb)