Brasilien privatisiert Schutz des Amazonas
Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro hat "Patenschaften" zum Schutz des Amazonas-Regenwaldes ausgeschrieben. Unternehmen und Privatpersonen können nun in den Schutz eines bestimmten Gebiets investieren. Greenpeace kritisiert den Schritt.

Im Amazonasgebiet Brasiliens leben rund 850.000 Indigene (Symbolbild). Foto: Florian Kopp, Adveniat
Brasiliens Präsident Jair Messias Bolsonaro hat am Dienstag Medienberichten zufolge per Dekret den Startschuss zur Privatisierung des Umweltschutzes in Amazonien gegeben. Unter dem Motto "Adoptiere ein Schutzgebiet" sollen Privatleute und Unternehmen gewonnen werden, die in die Bewahrung von 132 Schutzgebieten in Amazonien investieren wollen. Ausländer müssen dabei pro Hektar einen wesentlich höheren "Patenschafts-Preis" zahlen als Brasilianer.
So können Brasilianer die Patenschaft über einen Hektar für 50 Reais übernehmen, umgerechnet rund 7,70 Euro. Für Ausländer kostet die Patenschaft, die ein Jahr dauert und auf bis zu fünf Jahre verlängerbar sein soll, dagegen 100 Euro pro Hektar. Insgesamt verspricht sich die Regierung Einnahmen von 3,2 Milliarden Reais pro Jahr, umgerechnet rund 492 Millionen Euro. Die Schutzgebiete sollen weiterhin von der staatlichen Umweltbehörde ICMBio verwaltet werden. Ein Mitspracherecht für den Zweckbindung der Geldmittel sollen die "Paten" nicht bekommen.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisierte das Vorhaben. Die Regierung verfüge selber über die Finanzmittel zum Umweltschutz, wie den von Deutschland und Norwegen finanzierten Amazon Fund. Dieser war allerdings 2019 von der Bolsonaro-Regierung auf Eis gelegt worden, weil ihr das dort eingeräumte Mitspracherecht von Nichtregierungsorganisationen nicht passte. Weiter forderte Greenpeace von Bolsonaro ein Ende der Demontage von staatlichen Umweltbehörden. Umweltminister Ricardo Salles hatte mehrfach zehn Milliarden Dollar jährlich von reichen Ländern gefordert, um die Wälder Amazoniens zu schützen.