Brasilien: Amazonas-Land illegal auf Facebook verkauft
Die britische Rundfunkanstalt BBC hat aufgedeckt, dass in der brasilianischen Amazonasregion Schutzgebiete und indigenes Land wie eine Ware gehandelt werden.

Brasilianisches Amazonasgebiet aus der Vogelperspektive. Foto: Adveniat/Thomas Milz
Der abgeholzte Regenwald wird per Anzeige auf Facebook angeboten. Darunter seien Gebiete, die der Fläche von 1.000 Fußballfeldern entsprächen. Wie BBC auf ihrem Nachrichtenportal schreibt, erkläre Facebook sich bereit, mit den lokalen Behörden im Amazonasgebiet zusammenzuarbeiten. Von selbst werde man jedoch nicht tätig, um den Handel zu stoppen. Das Unternehmen aus Kalifornien betont, dass Käufer und Verkäufer sich an Gesetze und Vorschriften halten müssten.
Aktivisten prangern an, dass Brasiliens Regierung nicht willig sei, die Verkäufe zu stoppen. Ivaneide Bandeira, die Chefin der Umweltorganisation Kanindé, kritisiert, dass sich Eindringlinge geradezu ermächtigt fühlten und keine Scham dabei empfinden würden, auf Facebook illegale Geschäfte zu machen.
Angebote mit Satellitenbildern
BBC zufolge reicht es, bei Facebook Marketplace in der Suchfunktion, „floresta“, das portugiesische Wort für „Wald“, einzugeben und einen der zum Amazonasgebiet zählenden brasilianischen Bundesstaaten auszuwählen. Teilweise enthielten die Angebote Satellitenbilder und GPS-Koordinaten. Viele Verkäufer machten keinen Hehl daraus, dass sie keinen Landtitel besäßen, der in Brasilien gesetzlich vorgeschrieben ist, um Landbesitz nachzuweisen.
Für einen Dokumentarfilm wurde der Verkäufer Fabricio Guimarães mit einer versteckten Kamera gefilmt. Beim Gang über ein ehemaliges Stück Regenwald, das er niedergebrannt hat, erzählt er: „Es besteht kein Risiko der Inspektion durch Staatsvertreter.“ Das illegal gerodete Land steht für die Viehzucht bereit. Inzwischen werden 35.000 Dollar geboten, das Dreifache des anfangs geforderten Preise. Fabricio selbst ist kein Farmer, er hat einen soliden Mittelklassejob in der Stadt und sieht den Regenwald als Anlagechance an.
Viele der Anzeigen auf Facebook kommen aus Rondônia, dem am stärksten abgeholzten Bundesstaat in Brasiliens Amazonasgebiet. Angeboten wird sogar Land, das sich innerhalb indigener Schutzgebiete befindet. Teilweise leben hier unkontaktierte Indigene. Ein Verkäufer behauptete, hier gebe es keine Indigenen, sie lebten 50 Kilometer entfernt.
Corona verschärft Gesetzlosigkeit im Amazonasgebiet
Als BBC dem indigenen Anführer Bitaté Uru Eu Wau Wau ein Angebot auf Facebook zeigte, sagte dieser, das Stück Land befinde sich in einem Gebiet, in dem seine Gemeinschaft jage und fische. Den Verkäufern mangele es an Respekt. Brasiliens Behörden müssten dringend handeln, ebenso wie Facebook. Es sei ein offenes Geheimnis, dass Eindringlinge brasilianische Politiker bedrängten, dem Land, das sie sich illegal angeeignet hätten, einen legalen Status zu verleihen. Üblicherweise werde das Land erst abgeholzt und dann von der Politik gefordert, dessen Schutzstatus aufzuheben. Unrechtmäßig angeeignetes Land wird der Regierung offiziell abgekauft und somit zu „Eigentum“. Recht und Gesetz werde im Amazonasgebiet ohnehin eher selten durchgesetzt, während der Corona-Pandemie noch weniger.
Facebook sieht sich indes alleine damit überfordert herauszufinden, welche Verkäufe illegal seien. Hier seien lokale Justiz und Behörden gefordert. Laut BBC sieht Facebook keinen Anlass, die Landverkäufe per Marketplace einzustellen.