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Adveniat besorgt über steigende Gewalt gegen Indigene in Brasilien

Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat sieht die Europäer mit in der Verantwortung. Gewalt gegen Indigene geschehe durch die Ausbeutung von Ressourcen. Diese wiederum sei auch eine Folge des Lebensstils in den Industrienationen. 

Cimi, Brasilien, Indigene, Dom Roque, Tenharin

Dom Roque Paloschi (Mitte), Erzbischof von Porto Velho und Präsident der Fachstelle der katholischen Kirche in Brasilien für Indigenenfragen (Cimi), zu Besuch in der Tenharin Comunidade Mufai. Foto: Adveniat/Jürgen Escher

Die Gewalt gegen Brasiliens indigene Bevölkerung hat auch 2019 zugenommen: Das geht aus dem Jahresbericht der Fachstelle der katholischen Kirche in Brasilien für Indigenenfragen (Cimi) hervor, der am Mittwoch, 30. September, vorgestellt wurde. Demnach stieg die Zahl der Fälle von illegaler Besitznahme indigenen Landes oder dessen Ausbeutung um rund 135 Prozent gegenüber 2018. So wurden im vergangenen Jahr landesweit 256 solcher Fälle registriert (2018: 109).

Die Zahl der Morde an Indigenen ging derweil zurück, von 135 Fällen 2018 auf nun 113. Die Zahl der Suizide lag mit 133 Fällen jedoch um 32 höher als 2018. Bei der Kindersterblichkeit gab es einen starken Anstieg, von 591 auf nun 825 Fälle. In allen drei Kategorien seien die Informationen der Behörden jedoch lückenhaft, so Cimi. Zudem beklagte die Fachstelle eine unzureichende medizinische Betreuung der Indigenen.

Adveniat: Indigene systematisch vertrieben

Hilfswerke reagierten mit Sorge auf die Entwicklung. Indigene würden unter der Regierung von Präsident Jair Messias Bolsonaro systematisch vertrieben, ausgegrenzt und ermordet, sagte der Adveniat-Hauptgeschäftsführer Michael Heinz in Essen. Das katholische Lateinamerika-Hilfswerk unterstützt Cimi finanziell, auch die Herausgabe des Jahresberichts.

So seien Brandrodungen häufig "wesentliches Element eines kriminellen Landraubschemas, bei dem die 'Säuberung' ausgedehnter Waldflächen dazu diene, die Einrichtung von Landwirtschaftsbetrieben zu ermöglichen", erklärte Heinz. Invasoren fällten Bäume, verkauften das Holz, setzten Gestrüpp in Brand, legten Weiden an, zäunten sie ein und brächten schließlich Rinder auf die betroffenen Gebiete und pflanzten später dort Soja oder Mais. Diese Vorgehensweise ziele darauf ab, indigene Territorien und die darin enthaltenen Gemeingüter Unternehmern aus dem Agrobusiness, dem Bergbau und der Holzindustrie zugänglich zu machen.

Europäer tragen Mitverantwortung

Die Verantwortung dafür sieht der Adveniat-Chef jedoch nicht allein bei der brasilianischen oder anderen lateinamerikanischen Regierungen. "Auch wir Europäer tragen dafür Verantwortung, dass sich die Zahl der Brände im Amazonasgebiet nach den Rekordwerten 2019 in diesem Jahr nochmals erhöht hat." Es brauche Änderungen sowohl im Lebensstil als auch in der Politik: "Die Indigenen müssen mit ihrem Verhältnis zur Natur und ihrem Umgang mit der Schöpfung zu unseren Vorbildern werden."

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) äußerte sich ebenfalls besorgt. Neben illegaler Rodung und Landraub sei auch illegale Goldsuche oft ein Grund für Invasionen, sagte die GfbV-Referentin für indigene Völker, Juliana Miyazaki. Dadurch würden Flüsse mit giftigen Chemikalien verseucht. Es sei zu befürchten, dass die Zahlen für das laufende Jahr noch düsterer aussehen würden.

In ganz Brasilien leben nach Cimi-Angaben 305 indigene Völker. Laut Verfassung von 1988 sollte ihren Gebietsansprüchen innerhalb von fünf Jahren, also bis 1993, nachgekommen werden. Wie Cimi nun berichtet, erheben die Indigenen Anspruch auf 1.298 Gebiete. Bisher sind die Landvergabeprozesse allerdings in 829 Fällen noch nicht abgeschlossen, darunter 536 Fälle, in denen der Staat noch nichts unternommen hat.

kna, adveniat

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