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US-Report empfiehlt neue Strategien im „Krieg gegen die Drogen“

Bisher war die Strategie der USA im "Krieg gegen die Drogen" in Lateinamerika laut einem neuen Untersuchungsbericht nur mäßig erfolgreich. Oft habe sie Kriminalität nur verlagert, doch nicht gestoppt. Der Bericht schlägt nun einen agileren Ansatz vor.

Koka, Kolumbien, Drogen

Kokafeld in Kolumbien. Foto: Jürgen Escher, Adveniat 

Ein Untersuchungsbericht des US-Kongresses hinterfragt die bisherige Strategie der Vereinigten Staaten im „Krieg gegen die Drogen“ in Lateinamerika: Neue globale Herausforderungen erforderten agilere internationale Konzepte im Kampf gegen Drogenhandel und -konsum, heißt es in dem Bericht. Der Bericht hebt vor allem die Corona-Pandemie und den wachsenden Markt von synthetischen Drogen als neue Probleme hervor. Die Pandemie könne dazu beitragen, dass der Konsum in den USA weiter steige und zudem die Institutionen in den Anbauländern Lateinamerikas geschwächt würden. Darüber hinaus würden die USA mit synthetischen Substanzen immer stärker selbst zum Produzenten von Rauschgift. Das Land nehme nicht mehr ausschließlich die Rolle des Konsumenten ein.

Mehr Diplomatie, weniger Zwang

Dies erfordere einen ganzheitlichen Ansatz, der die Partnerländer in Lateinamerika noch stärker in die Strategie mit einbeziehe, heißt es im Bericht. Das oberste Ziel sollte sein: „Die Reduktion des Angebots an gefährlichen Drogen durch die Unterstützung der Partnerregierungen in Lateinamerika, um kriminelle transnationale Organisationen zu bekämpfen.“

Dafür solle etwa die umstrittene US-Politik der sogenannten „Zertifizierungsprozesse“ ersetzt werden, die Produktionsländer danach einteilt, wie groß ihre Kooperationsbereitschaft mit den Vereinigten Staaten bei der Bekämpfung der Drogenkriminalität ist. Jenen Ländern, die nicht ausreichend kooperieren, drohen die USA bisher mit Sanktionen. Anstelle dessen solle nun eine Kooperation treten, die mehr auf Diplomatie anstelle von Zwang setze. „Der derzeitige Zertifizierungsprozess beleidigt unsere Partner und trägt wenig dazu bei, korrupte Praktiken in unkooperativen Ländern zu verhindern“, so der Bericht. Zudem solle die Wirksamkeit der Sanktionen noch besser überprüft werden, wobei Datenanalyse-Tools helfen sollen.

Insgesamt wirft der Bericht ein zwiespältiges Licht auf die bisherige US-Strategie im „Krieg gegen die Drogen“: Der Vorsitzende des verantwortlichen Komitees im Repräsentantenhaus, Eliot Engel, sagte laut Nachrichtenagentur AP, sie hätte die US-Steuerzahler zwar Milliarden von US-Dollar gekostet, um den Handel mit Betäubungsmitteln zu unterbinden, „doch die Resultate sind dünn gesät.“

"Krieg gegen die Drogen" – bisherige Strategie mäßig erfolgreich 

Der Report hebt zwar einige Erfolge hervor,  wie Hilfsprogramme, die die Unabhängigkeit der mexikanischen Justiz gestärkt und in Kolumbien den Anbau von legalen Substanzen in Kokaregionen gefördert hätten, doch trug die bisherige US-Drogenpolitik auch zu erheblichen Schäden in den Partnerländern bei: Das Zerstören von Kokaplantagen in Kolumbien etwa hätte dazu geführt, dass sich der Anbau in immer abgelegenere Regionen verlagert hätte, wodurch besonders schutzbedürftige Gemeinden stark bedroht wurden.

Zudem hätten sich die US-Behörden zu häufig darauf konzentriert, die Köpfe der Drogenbanden zu schnappen, wodurch sich Gangs jedoch nur aufgesplittert hätten. In Mexiko ging die Gewalt trotz spektakulärer Verhaftungen von Drogenbossen wie Joaquín „El Chapo“ Guzman nicht zurück, sondert verlagerte sich oder wurde sogar verstärkt. So nahmen die Morde in Mexiko von knapp 10. 000 im Jahr 2007 auf über 35.000 im Jahr 2019 zu. Das müsse sich ändern.

Der Report rät dazu, in Mexiko noch stärker mit lokalen Behörden zusammenzuarbeiten und den Kampf gegen die Korruption weiter auszuweiten. Für Kolumbien sollten sich die USA stärker darauf konzentrieren, Infrastrukturprojekte, wie den Bau von Straßen in abgelegene Regionen, zu unterstützen. Zudem sollen die USA dabei helfen, ehemalige Guerilla-Kämpfer besser in die Gesellschaft zu integrieren. Im Kampf gegen die Kokainproduktion sei es zudem effektiver, Drogenlabore zu zerstören, als Kokaplantagen zu vernichten.

Der 117-Seiten umfassende Untersuchungsbericht wurde in den USA von parteiübergreifend in Auftrag gegeben, er untersuchte in einem Zeitraum von 18 Monaten die Maßnahmen des Anti-Drogenkampfes auf Effizienz und Wirkung. Experten erwarten, dass er auch Einfluss auf die Antidrogen-Politik des designierten US-Präsidenten Joe Biden nehmen könnte. Neben der Bekämpfung des Drogenhandels empfiehlt der Bericht zudem, stärker auf die Prävention von Drogensucht zu setzten. In den vergangen zehn Jahren sind in den USA über 500. 000 Menschen an Drogenüberdosen gestorben.

jl (Blickpunkt Lateinamerika, ap) 

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