Umleitung von Sao-Francisco-Fluss droht Milliardengrab zu werden
Das Milliarden Euro teure Umleitungsprojekt des Sao-Francisco-Flusses im trockenen brasilianischen Nordosten droht zu einem Fiasko zu werden. Obwohl einer der beiden Kanäle bereits vor zweieinhalb Jahren offiziell eingeweiht wurde, fließt derzeit kein Wasser, wie Medien am Montag, 2. September 2019 (Ortszeit), berichten. Aufgrund der starken Sonneneinstrahlung zersetzt sich demnach bereits an vielen Stellen der Dämme und Kanäle der Beton. Die katholische Kirche kämpft seit Jahren gegen das Projekt.
Über den im März 2017 eröffneten Ostkanal war bis Februar diesen Jahres Wasser geleitet worden. Allerdings mussten die Pumpen angehalten werden, da Zwischenreservoirs Probleme mit Dämmen meldeten. Seitdem fließt kein Wasser durch die Kanäle. Zudem leidet das Projekt an nicht fertiggestellten Etappen. So sollen die Pumpstationen nur über die Hälfte der nötigen Pumpen verfügen. Auch gibt es noch immer in keiner der 56 Anrainerstädte das versprochene Klärwerk, so dass ungereinigte Abwässer mit dem Flusswasser vermischt wurden.
Kanal soll zwölf Millionen Menschen mit Wasser versorgen
Gestartet im Jahr 2007, sollte das Projekt eigentlich 2012 fertig sein. Der 400 Kilometer lange Nordkanal soll das Flusswasser aus dem Teilstaat Pernambuco hoch nach Ceara bringen, der Ostkanal soll bis nach Paraiba reichen. Damit sollten bis zu zwölf Millionen Menschen mit dem Wasser versorgt werden. Die Baukosten sind bereits von ursprünglich rund einer Milliarde Euro auf nun 2,7 Milliarden Euro gestiegen. Trotzdem ist der Nordkanal immer noch nicht fertiggestellt worden.
Die Regierung von Präsident Jair Messias Bolsonaro plant angeblich die Privatisierung der Kanäle und Pumpstationen. Lokalpolitiker wehren sich jedoch gegen diese Pläne. Sie fordern den Zugang der Bevölkerung zu dem Wasser. Auch für die Bewässerung der Felder soll es eingesetzt werden.
Bischof trat gegen das Projekt in den Hungerstreik
Das vom ehemaligen Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva gestartete Projekt stieß von Anfang an auf scharfe Kritik von Kirchenvertretern. So hielt der Bischof von Barra, Luis Flavio Cappio (72), in den Jahren 2005 und 2007 zwei Hungerstreiks gegen das Projekt ab. Der Bau von Zisternen sei wesentlich effektiver und günstiger als die Umleitung des Flusswassers, so Cappio. Zudem bedrohe die Wasserentnahme das ohnehin angeschlagene ökologische Gleichgewicht des Flusses.