Perus Präsidentin schlägt "Waffenstillstand" vor
Perus Präsidentin Dina Boluarte hat alle an den Unruhen beteiligten Gruppierungen zu einem "Waffenstillstand" aufgerufen. So könnten Dialogtische eingerichtet und eine Agenda für jede Region festgelegt und entwickelt werden, sagte Boluarte. Zudem warf sie Menschen, die mit illegalem Bergbau und Drogenhandel verbunden seien, vor, die Proteste anzuheizen.
Das Recht auf Protest dürfe nicht mit Gewalt, Zerstörung und Tod einhergehen, sagte Boluarte laut einem Bericht des spanischsprachigen Senders CNN en Espanol. Sie lud die Kommission für Menschenrechte ein, die Vorfälle zu untersuchen. Wirtschaftsinstitute berichten von massiven Einbrüchen der peruanischen Volkswirtschaft durch die Demonstrationen.
Angesichts der anhaltenden Unruhen in Peru haben die Bischöfe der besonders von den Ausschreitungen betroffenen Provinzen Cusco und Puno den Kongress des Landes zu einer sofortigen Lösung der Krise aufgefordert. Insbesondere das Parlament müsse "die Forderungen der Menschen berücksichtigen, die nach Gehör schreien", zitierte das Portal RPP Noticias (Montag Ortszeit, online) aus dem Aufruf, der als indirekte Aufforderung zu Neuwahlen zu verstehen ist.
Die Bischöfe brachten zudem ihr "volles Vertrauen" zum Ausdruck, dass das Land durch den Dialog zu Frieden und Ruhe zurückkehren könne. Sie bekundeten außerdem ihre Solidarität mit "dem Schmerz der Familien, die bei diesen Zusammenstößen ihre Söhne, Brüder, Väter und Mütter verloren haben".
Priester als Vermittler
Unterdessen verurteilte ein "Christliches Sozialforum", dass eine Minderheit versuche, die Mehrheit einzuschränken oder zu gefährden. Die Peruaner hätten das Recht, dass der Staat ihre Freiheit, ihre Arbeit, ihr Eigentum und ihren Lebensunterhalt schütze.
Zwei Priestern des Erzbistums Arequipa ist es laut örtlichen Medienberichten gelungen, als Vermittler einen Polizisten aus den Händen von Demonstranten zu befreien. Zuvor hatte eine Menschenmenge einen Polizisten bei lebendigem Leib verbrannt.
Die Unruhen in Peru begannen nach der Absetzung des linksgerichteten Präsidenten Pedro Castillo. Dabei kamen bislang mehr als 50 Menschen ums Leben, die meisten aufseiten der Demonstranten. Zudem starben auch mehrere unbeteiligte Zivilisten und ein Kleinkind als Folge von Straßenblockaden, die den Zugang zu Krankenhäusern verhinderten. Hunderte Polizisten wurden verletzt.
Hintergrund waren Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, die Castillo und dessen Familienangehörigen vorwarf, ein Korruptionsnetzwerk aufgebaut zu haben. Der Kongress stimmte einem Misstrauensantrag zu und wählte anschließend Vizepräsidenten Boluarte zur neuen Präsidentin. Sie schlug Neuwahlen im kommenden Jahr vor. Die Demonstranten fordern einen Rücktritt Boluartes, sofortige Neuwahlen zum Parlament und um das Präsidentenamt sowie eine Verfassungsreform.