Paraguay: Leichnam von Ex-Diktator Stroessner soll exhumiert werden
Der Leichnam des ehemaligen paraguayischen Diktators Alfredo Stroessner (1912-2006) soll exhumiert werden. Ein Gericht in Brasilia gab damit einem Antrag eines mutmaßlichen unehelichen Sohnes des Verstorbenen, Enrique Alfredo Freitas, statt, wie paraguayanische und brasilianische Medien am Dienstag, 21. Juli 2020 (Ortszeit) berichteten.
Freitas behauptet demnach, er sei der uneheliche Sohn Stroessners aus einer Beziehung mit Michele Freitas während seines Exils in Brasilien. Aus dieser Verbindung sollen drei Kinder hervorgegangen sein. Enrique Alfredo Freitas erhebt seit einigen Jahren Anspruch auf Teile des Millionenerbes von Stroessner. Durch die Exhumierung könne nun Klarheit über die Vaterschaft gewonnen werden.
Menschenrechtsverbrechen während Stroessners Regierungszeit
Stroessner wurde in Folge eines Militärputsches 1954 neuer Präsident Paraguays und regierte das Land bis 1989. Während seiner Amtszeit bot er unter anderem in den Jahren 1959-1960 dem Lagerarzt von Auschwitz Josef Mengele Unterschlupf in Paraguay. Untersuchungen der Kommission für Wahrheit und Gerechtigkeit in Paraguay ergaben, dass während seiner Amtszeit rund 400 Menschen verschwanden und mehr als 20.000 Personen gefoltert wurden.
Stroessner starb im Jahr 2006 im Alter von 93 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung. Er wurde auf einem Friedhof in der brasilianischen Hauptstadt Brasilia bestattet.