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Paraguay |

Der „Stronismo“ und seine Folgen

Antonio Lopéz aus Paraguay im Jahr 1972 (Symbolfoto: Adveniat/Heinemann)

Zu Beginn des Februars wurde in Paraguay an das Ende der Ära Stroessner erinnert. Ein großer Feiertag für die ganze Nation. Doch trotz des Endes seiner Regierungszeit im Jahr 1989 ist das südamerikanische Land bis heute eines der ärmsten und korruptesten der Region. Wie in zahlreichen anderen lateinamerikanischen Staaten hat sich auch in Paraguay kurz nach dem zweiten Weltkrieg das Militär an die Macht geputscht. Der damalige General Alfredo Stroessner verantwortete im Jahr 1954 den Sturz der amtierenden Regierung und wurde anschließend für die Colorado Partei zum Präsidenten des südamerikanischen Landes gewählt.

Der Beginn einer Diktatur

Die Diktatur Stroessners gehörte zu den längsten in der Region. Insgesamt hielt sich der Sohn eines deutschen Einwanderers und einer Paraguayerin 41 Jahre an der Macht. Zwar verwandelte er den kleinen Staat in eine aufstrebende Wirtschaftsmacht, regierte jedoch extrem autoritär und gewalttätig. Offiziellen Zahlen zufolge wurden während seiner Amtszeit rund 20.000 Oppositionelle gefoltert und rund 400 weitere gelten bis heute als verschwunden.

Darüber hinaus basierte die Regierung auf ausgeprägter Vetternwirtschaft und Korruption. Stroessner besetzte nahezu alle wichtigen Ämter mit Familienmitgliedern und erweiterte damit seinen Einflussbereich auch weit über politische Kreise hinaus. In diesem Zusammenhang spielte vor allem die Vergabe von Landtiteln eine große Rolle. Die damals entstandenen Landgüter sind in ihrer grundsätzlichen Struktur bis heute erhalten geblieben. Nach Angaben von unterschiedlichen Nichtregierungsorganisationen kontrollieren aktuell ca. drei Prozent der Landbesitzer 85 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzflächen.

Colorado Partei lange an der Macht

Obwohl Alfredo Stroessner 1989 - ebenfalls durch das Militär - gestürzt wurde, stellte die Colorado Partei bis 2008 ununterbrochen den Präsidenten und hielt die Mehrheit im Parlament. Erst 2008 wurde mit Fernando Lugo ein linksorientierter Politiker gewählt. Die Wahl Lugos und dessen Amtsenthebung 2012 durch den Senat sorgten nicht nur international für Aufsehen. Sie stellen auch eine Zäsur in der Geschichte Paraguays dar. Lugo regierte lediglich vier Jahre, doch war es sein größtes Anliegen die Ungleichheit und Korruption in dem kleinen Land zu bekämpfen.

Nur ein Jahr nach seinem Abtritt wurde mit Horacio Cartes erneut ein Kandidat der Colorado Partei zum Regierungschef gewählt. Die Amtszeit des ehemaligen Unternehmers war trotz des stetigen Wirtschaftswachstums um die 4,5 Prozent von extremen Unruhen und Protesten geprägt. Zahlreiche indigene Ethnien, Opfer von Naturkatastrophen und sozial Benachteiligte forderten bei diversen großen Demonstrationen den Rücktritt des 62-Jährigen.  Doch Cartes strebte stattdessen eine zweite Amtszeit an. Erst als die dafür benötigte Verfassungsänderung abgelehnt wurde, stellte seine Partei den derzeitigen Präsidenten Mario Abdo als Kandidat auf.

Für zahlreiche Paraguayer bedeutet der Wechsel an der Spitze allerdings keine Veränderung in ihrem alltäglichen Leben. Die Armut steigt stetig und erreichte mit 27 Prozent im vergangenen Jahr ein neues Rekordhoch. Auch die Situation der marginalisierten Bevölkerungsgruppen hat sich seither nicht verändert. Nach wie vor ist die Landlosigkeit eines der größten Probleme des Binnenstaates, denn eine lange versprochene Landreform wurde bis heute nicht umgesetzt. Alfredo Stroessner floh 1989 nach Brasilien. Dort verstarb er 2006, ohne je für seine Verbrechen zur Rechenschaft gezogen worden zu sein. Sein Erbe prägt allerdings bis heute die Gesellschaft Paraguays.

Autorin: Anna-Maria Jeske

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