Mexiko: Mehr als 100.000 Menschen verschwunden
In Mexiko sind nach offiziellen Angaben inzwischen mehr als 100.000 Menschen verschwunden. UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet sprach am Dienstag, 17. Mai 2022 in Genf von einer "menschlichen Tragödie enormen Ausmaßes". Es dürfe keine Anstrengung unterbleiben, diese Menschenrechtsverletzungen zu beenden und dem Recht der Opfer auf Wahrheit, Gerechtigkeit, Entschädigung und Nicht-Wiederholung zu entsprechen.
Das mexikanische Nationalregister verschwundener Personen wird seit 1964 geführt. Mehr als 97.000 der dokumentierten Fälle ereigneten sich nach Dezember 2006; damals ging das Land im Rahmen des Drogenkriegs zu einer militarisierten Form der öffentlichen Sicherheit über. In nur 35 Fällen kam es laut den Vereinten Nationen zu einer Verurteilung von Tätern.
UN-Kommittee besuchte Mexiko
2020 erkannte Mexiko die Zuständigkeit des UN-Ausschusses gegen das Verschwindenlassen für individuelle Klagen an. Im Juni 2021 bestätigte das Oberste Gericht des Landes den bindenden Charakter von Maßnahmen dieses Ausschusses. Als erster Staat weltweit akzeptierte Mexiko im November 2021 einen Besuch des UN-Komittees.
Bachelet bewertete dies als positive Schritte, rief aber die Regierung zur Umsetzung aller einschlägigen Empfehlungen des Ausschusses sowie der gesetzlichen Vorgaben auf, so auch die Schaffung einer forensischen Datenbank und eines nationalen Programms für Exhumierungen und die Identifikation von Verstorbenen.