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Kolumbien |

Menschenrechtler warnen vor Konflikt in Grenzregion

Laut einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch sind Flüchtlinge aus Venezuela zum Ziel von Attacken linker Guerillagruppen in der Unruheprovinz Catatumbo geworden.

Lateinamerika Kolumbien Guerilla Catatumbo Adveniat

Graffiti der Guerillagruppe EPL in der Region Catatumbo, Kolumbien. Foto: Adveniat/Jürgen Escher

Die Vorwürfe sind schockierend: Kolumbianische Guerillagruppen in der Unruheprovinz Catatumbo haben nach Angaben von Human Rights Watch (HRW) Flüchtlinge aus Venezuela und einheimische Zivilisten brutal attackiert. Der am Donnerstag, 8. August 2019, veröffentlichte Bericht dokumentiert Tötungen, Entführungen, sexuelle Gewalt, Rekrutierung von Kindersoldaten und Zwangsvertreibung durch die Guerillagruppen ELN, EPL und ehemalige Mitglieder der inzwischen zur Partei umgewandelten Farc. "Während bewaffnete Gruppen darum kämpfen, die von der Farc in Catatumbo hinterlassene Machtlücke zu füllen, werden Hunderte Zivilisten in den Konflikt mit hineingezogen", sagte José Miguel Vivanco, Lateinamerika-Direktor von Human Rights Watch. "Venezolaner, die vor der humanitären Notlage in ihrem eigenen Land fliehen, geraten in einen Strudel aus Krieg und verzweifelter Flucht."

Starke Zunahme von Menschenrechtsverletzungen

Bewaffnete Gruppen versuchten mit gezielten Drohungen und Einschüchterungen, die Kontrolle über die Region zu erlangen. So seien auch Gemeindeführer und Menschenrechtsverteidiger bedroht, einige von ihnen sogar getötet worden. Venezolanische Flüchtlinge zählten ebenfalls zu den Opfern. Gewalt und Menschenrechtsverletzungen hätten in der Region Catatumbo stark zugenommen, seit die Farc 2017 im Zuge des Friedensabkommens mit der Regierung demobilisiert worden sei. Dafür sei auch die kolumbianische Regierung des rechtsgerichteten Präsidenten Ivan Duque mitverantwortlich. Die halte sich nicht an ihre Verpflichtungen zum Schutz der Zivilbevölkerung und zur Entschädigung der Opfer.

Ähnlich äußerte sich die Kolumbien-Referentin des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat. "Der Staat ist nicht in der Lage, seine Bürger zu schützen", sagte Monika Lauer Perez. "Das größte Problem ist die maßlose Gewalt, die diffuser geworden ist", so die Expertin. Nach wie vor seien Teile Kolumbiens rechtsfreie Zonen - mit dem Unterschied, dass die Menschen früher gewusst hätten, welche Gefahren wo lauerten, weil sie die Akteure gekannt hätten. "Heute ist die Einstufung der Gefahr fast unmöglich, da sich ELN, EPL, die Farc-Dissidenten, die Drogenkartelle und die neoparamilitärischen Gruppen mit Waffengewalt um die ehemaligen Farc-Hoheitsgebiete streiten." (Adveniat-Pressemitteilung: "Der Friedensprozess blutet aus")

Flüchtlingskinder werden zwangsrekrutiert

Nach Erkenntnissen von Human Rights Watch hat die von Venezuela ausgehende Flüchtlingskrise auch erhebliche Auswirkungen auf Catatumbo. Lückenhafte Einwanderungskontrollen und besser bezahlte Arbeitsplätze zögen Venezolaner in die Grenzgebiete. Laut dem Amt der Vereinten Nationen für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) leben inzwischen mindestens 25.000 Venezolaner in der Region Catatumbo. Die verzweifelten und meist illegal eingereisten Menschen gehörten zu jenen, die von den Guerillagruppen gewaltsam vertrieben oder getötet würden. Die Kinder wiederum würden als Kindersoldaten rekrutiert.

Kinder im Alter von gerade einmal 12 Jahren werden dem Bericht der Menschenrechtler zufolge gezwungen, sich bewaffneten Gruppen anzuschließen. Andernfalls würden ihre Familien oder sie selbst getötet. Andere schließen sich für Geld einer der Gruppen an. HRW-Experte Vivanco fordert die Regierung zum Handeln auf: "Die Bemühungen der Regierung, die Militärpräsenz in Catatumbo zu verstärken, müssen Hand in Hand gehen mit umfassenderen Maßnahmen." Strafrechtliche Ermittlungen müssten ebenso unterstützt werden wie humanitäre Hilfe, um die Rechte von Bauern und Exilvenezolanern in der Region zu schützen.

Quelle: KNA, Autor: Tobias Käufer

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