Menschenrechtler: Gewalt gegen Amazonasaktivisten ungesühnt
Gewalt gegen Verteidiger des Amazonaswaldes wird in Brasilien so gut wie nicht bestraft, so ein am Dienstagmorgen, 17. September 2019 (Ortszeit), in Sao Paulo veröffentlichter Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW).
Von über 300 seit 2009 bei Landkonflikten registrierten Morden kam es lediglich in 14 Fällen zu Prozessen. Gleichzeitig bescheinigt die Analyse Brasiliens Präsident Jair Messias Bolsonaro, die staatlichen Kontrollbehörden geschwächt und damit die Zunahme von Abholzung und Bränden provoziert zu haben.
Der "Rainforest Mafias" (Regenwald-Mafias) betitelte Report ist das Ergebnis einer zweijährigen Forschungsarbeit in der brasilianischen Amazonasregion. Rund 170 Personen wurden dabei interviewt, darunter Aktivisten, indigene Anführer sowie Justizbeamte. Der Bericht zeichnet die mafiösen Strukturen hinter der Abholzung des größten Regenwaldes der Welt nach. In den letzten 30 Jahren hat der Wald rund 20 Prozent seines ursprünglichen Gebiets bereits verloren.
Schwächung staatlicher Kontrollbehörden
Unter der neuen Regierung des Rechtspopulisten Bolsonaro ist die Abholzung zuletzt sprunghaft angestiegen. Auch die Zahl der Brände im Amazonaswald hat sich gegenüber 2018 nahezu verdoppelt. Zwar hätte die Schwächung der staatlichen Kontrollbehörden bereits vor Bolsonaro eingesetzt, so HRW. So hat das staatliche Umweltamt Ibama statt 1.600 Mann in 2009 nun nur noch 780 Beamte, die staatliche Indigenenbehörde Funai verlor derweil seit 2012 rund 30 Prozent ihrer Mitarbeiter.
"Mit Bolsonaros Regierung wurde das, was schon nicht gut lief, nun richtig schlecht", so HRW-Mitarbeiter Cesar Munoz, der den Bericht verfasst hat. "Die Kontrollbeamten, die indigenen Völker und die Bauern, die die kriminellen Banden denunzieren, sind viel verletzlicher geworden, weil er die Kontrollen geschwächt hat. Und wenn man weniger Kontrollen hat und das Recht weniger angewendet wird, wird das zu einem Fest für die kriminellen Banden, die Amazonien zerstören und die Verteidiger der Umwelt bedrohen."