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Kuba entwickelt eigenen Corona-Impfstoff

Kuba ist das einzige Land innerhalb Lateinamerikas, das einen eigenen Impfstoff gegen Corona entwickelt. 100 Millionen Dosen will das Land zunächst produzieren. Bis Ende des Jahres sollen sich alle Kubaner impfen lassen können.

Kuba will eigenes Corona-Vakzin herstellen

Kuba plant 100 Millionen Dosen seines Impfstoffes herzustellen (Symbolbild). Foto: Pixabay/ KlausHausmann

Kuba, das als einziges Land Lateinamerikas eigene Corona-Impfstoffe entwickelt, hat angekündigt, 100 Millionen Dosen seines Soberana 02-Impfstoffs herzustellen. Damit sollen die eigene Nachfrage und auch die interessierter Nationen wie Vietnam, Iran, Venezuela, Pakistan und Indien gedeckt werden. Das sagte Vicente Vérez, Direktor des Finlay-Instituts, eines staatlichen Wissenschaftszentrums in Havanna, das sich der Erforschung und Herstellung von Impfstoffen widmet, in der vergangenen Woche gegenüber der Presse in Havanna. „Wir organisieren unsere Produktionskapazitäten neu, weil wir wirklich eine große Nachfrage nach dem Impfstoff haben und uns darauf vorbereiten müssen“, so Vérez. Tierversuche hätten eine starke Immunantwort gezeigt. Vérez betonte, dass der kubanische Impfstoff Soberana 02 sicher sei, zumal er nicht das lebende Virus, sondern nur Teile davon enthält, sodass seine Verabreichung Immunität erzeuge, aber keine größeren Nebenwirkungen hervorrufe. Im Gegensatz zu den bisher auf dem Markt befindlichen Vakzinen bedarf Soberana 02 keiner extra Kühlung.

Zum Preis des kubanischen Vakzins beim Verkauf an andere Länder machte Vérez keine Angaben. „Kubas Strategie bei der Kommerzialisierung des Impfstoffs ist eine Kombination aus Menschlichkeit, Auswirkungen auf die Gesundheit und der Notwendigkeit unseres Systems, die Impfstoff- und Arzneimittelherstellung des Landes finanziell zu unterstützen“, sagte Vérez. „Wir sind kein multinationales Unternehmen, bei dem die Rendite der Hauptgrund ist.“

Bis Ende des Jahres genug Impfstoff für alle Kubaner 

In Kuba selbst sei die Impfung kostenlos und freiwillig, erklärte Vérez. Während im Finlay-Institut die Impfstoffe Soberana 01 und 02 entwickelt werden, arbeiten andere biotechnologische Institute der Insel an Impfstoffkandidaten namens Abdalá und Mambisa. Letzterer soll nasal verabreicht werden können.

Die kubanischen Wissenschaftler gehen davon aus, im Laufe des Jahres die gesamte Bevölkerung der Insel impfen zu können. Kuba werde eines der ersten Länder der Welt sein, das im Jahr 2021 seine gesamte Bevölkerung immunisieren kann – trotz US-Blockade, twitterte Dr. Eduardo Martínez Díaz, Präsident der kubanischen Unternehmensgruppe BioCubaFarma. Dr. María Eugenia Toledo vom Institut für Tropenmedizin Pedro Kourí (IPK) in Havanna kritisierte in diesem Zusammenhang, dass die Verschärfung der US-Sanktionen Auswirkungen auf die Schaffung neuer Produktionskapazitäten habe. „Wenn wir neue Maschinen kaufen und mehr Anlagen errichten wollen, ist dies alles äußerst schwierig, da wir die Technologien nur begrenzt erwerben können.“ Hilfe kommt auch von außen. So unterstützt die europäische Nichtregierungsorganisation MediCuba die kubanische Impfstoffentwicklung mit teuren Diagnosegeräten.

Sorge um Virusmutation in Kuba 

Aufgrund der Beschränkungen durch die US-Blockade setzte Kuba bereits früh auf eigene Medikamenten- und Impfstoffentwicklung. Im Jahr 1965 wurde das Nationale Zentrum für wissenschaftliche Forschung (CNIC) gegründet; in den 1980ern dann der Aufbau einer eigenen Biotechnologie-Sparte betrieben. Heute produziert Kuba knapp 60 Prozent der auf der Insel zugelassenen Arzneimittel sowie fast achtzig Prozent der Impfstoffe, die im Rahmen des Nationalen Immunisierungsprogramms verwendet werden, selbst. Kubanische Wissenschaftler haben Impfstoffe gegen Hepatitis B oder Tuberkulose und den weltweit ersten Impfstoff gegen Lungenkrebs entwickelt. Erfahrungen, die bei der Entwicklung von Vakzinen gegen das Corona-Virus helfen. Die technologische Plattform für den Soberana 02-Impfstoff basiert auf derselben Methode, die für die Herstellung des Wirkstoffs des kubanischen Konjugat-Impfstoffs Quimi-Hib gegen Haemophilus-influenzae-b, einer bakteriellen Infektion der oberen Atemwege, verwendet wird. Dieser wurde 2004 in das nationale Impfprogramm aufgenommen.

In der vergangenen Woche begann in Havanna eine erweiterte klinische Phase-II-Studie des Vakzins Soberana 02, an der 900 Freiwillige zwischen 19 und 80 Jahren teilnehmen. Ein Teil von ihnen erhält im Rahmen der Studie ein Placebo. Bislang habe es keinerlei Beschwerden oder Nebenwirkungen gegeben, heißt es. Im Februar soll die Studie ausgeweitet und in einer dritten Phase 150.000 Menschen testweise geimpft werden.

Nach mehreren Monaten, in denen die Pandemie weitgehend unter Kontrolle gehalten wurde, stiegen nach der Öffnung der Flughäfen Mitte November die Infektionszahlen auf Kuba Anfang des Jahres stark an. Seit März haben sich auf der Insel 21.261 Menschen mit dem SARS-CoV-2-Virus angesteckt; 194 Menschen starben an den Folgen einer COVID19-Erkrankung. (Stand Sonntag, 24. Januar 2021) Und es könnte noch schlimmer kommen. Am vergangenen Freitag meldeten die kubanischen Gesundheitsbehörden, dass bei einem asymptomatischen Reisenden aus Südafrika die Südafrika-Variante des Corona-Virus festgestellt wurde. Zwar seien alle Kontaktpersonen negativ getestet worden, es könne aber nicht ausgeschlossen werden, dass diese ansteckendere Virus-Variante bereits im Land sei, so Dr. María Guadalupe Guzmán vom Institut für Tropenmedizin Pedro Kourí (IPK).

Autor: Andreas Knobloch 

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