Indigene setzen sich gegen Luxushotel-Projekt zur Wehr
Die Tupinambá de Olivença lehnen das Bauvorhaben eines portugiesischen Unternehmens auf ihrem Gebiet im Bundesstaat Bahia ab.
Das indigene Volk der Tupinambá de Olivença hat einen Brief an mehrere öffentliche Ämter in Brasília verfasst und klagt gegen das Projekt. Außerdem gab es ein Treffen am Sitz der EU-Delegation in Brasilien sowie in der Botschaft von Portugal. In dem Brief beschweren sich die Indigenen über den Druck, den das brasilianische Fremdenverkehrsamt Embratur auf die Indigenenbehörde Funai ausübe, um das Projekt auf dem Gebiet der Ureinwohner im Süden des Bundesstaates Bahia durchzusetzen. Die Hotelgruppe Vila Galé ist die zweitgrößte in Portugal und in Brasilien bereits mit mehreren Hotels vertreten. Das Embratur-Schreiben wurde von der Website „The Intercept Brasil“ publik gemacht,
Vorwurf: Politiker machen sich zum Büttel eines Unternehmens
In dem Brief der Tupinambá de Olivença fordern die Indigenen Ermittlungen unter anderem gegen den Gouverneur und den Vize-Gouverneur von Bahia, die Teil einer Lobby seien, die sich für das portugiesische Unternehmen zum Nachteil der Tupinambá de Olivença stark mache. Zudem werde das heilige Gebiet der Vorfahren nicht abgegrenzt, womit Brasiliens Regierung gegen die Verfassung verstoße. Bereits 2009 hatte Funai einen Bericht zur Abgrenzung des indigenen Gebietes veröffentlicht, auf den Vollzug warten die Tupinambá seither vergeblich. 2016 hatte Brasiliens Oberster Gerichtshof die letzten rechtlichen Hindernisse aus dem Weg geräumt und die Einhaltung der Verfassung gefordert. Doch folgte bis heute keine Umsetzung durch den hierfür zuständigen Justizminister.
Bolsonaro attackierte schon im Wahlkampf die indigenen Völker
Des ständigen administrativen Aufschubs überdrüssig, haben sich die Indigenen den größten Teil ihres angestammten Landes inzwischen selbst genommen. Fazendeiros hätten sie eingekreist und immer wieder angegriffen, heißt es in dem Brief. Für die zahlreichen Morde an Indigenen sei die indigenenfeindliche Politik der Regierung Bolsonaro verantwortlich, die Gewalttäter geradezu ermuntere. In seinem Wahlkampf habe Bolsonaro ständig die indigenen Völker attackiert. Diese seien Hindernisse für die Entwicklung Brasiliens. Sobald er Präsident sei, werde kein Millimeter indigenen Landes mehr abgegrenzt. Als Bolsonaro dann an die Macht kam, habe er sich daran gemacht, die Rechte der Indigenen abzuschaffen, die diese über Jahrhunderte erkämpft hätten. Zudem erkläre Bolsonaro, dass für ihn die Umwelt nicht wichtig sei. Er habe indigene Gebiete für die Ausbeutung von Rohstoffen und für die Immobilienspekulation geöffnet. Der Brief der Tupinambá de Olivença endet mit dem Ausruf: Não seremos extintos! - Wir werden nicht ausgelöscht sein!
Hotelbau würde Fischern die Existenzgrundlage entziehen
Was den geplanten Hotelbau betreffe, so sei unverständlich, warum die Umweltbehörde Inema des Bundesstaates Bahia dem Hotelunternehmen vorab eine Lizenz erteilt habe. Auch in diesem Punkt müsse ermittelt werden. Die Tupinambá prangern an, dass es sich um Naturschutzgebiet handele, auf dem Mangroven wachsen. Indigenen Fischern und Sammlern von Meeresfrüchten drohe durch einen Hotelbau die Existenzgrundlage entzogen zu werden.
In den großen Zeitungen in Portugal fand der Fall übrigens ein starkes Echo. Die Hotelgruppe Vila Galé gab daraufhin eine Erklärung heraus, in der es heißt, auf dem Gebiet gebe es keine Indigenen. Es handele sich bei dem Land um Privatbesitz. Ohne formale Bewilligung durch Brasiliens Präsidenten könne von indigenem Gebiet keine Rede sein.