Haiti: Proteste gegen Entführungen und Gewalt
Um ein Zeichen gegen die wachsende Kriminalität und Gewalt in Haiti zu setzen, blieben gestern zahlreiche Geschäfte und auch Schulen in der Hauptstadt Port-au-Prince geschlossen. Anlass ist die Entführung von 17 Mitgliedern einer christlichen Gemeinschaft.
In Haiti sind am Montag, 18. Oktober 2021 (Ortszeit) zahlreiche Menschen dem Aufruf zu einem Generalstreik gegen die wachsende Kriminalität und Gewalt im Land gefolgt. Viele Geschäfte und Schulen in der Hauptstadt Port-au-Prince blieben Medienberichten zufolge geschlossen. Auch der öffentliche Nahverkehr streikte, wie die Nachrichtenagentur AP berichtet. Anlass für den Protestaufruf war die Entführung von 17 Missionaren aus den USA und Kanada. Bei den Entführten handelt es sich um Mitglieder der evangelikalen Hilfsorganisation Christian Aid Ministries mit Sitz im amerikanischen Ohio.
Das Portal "Diario Libre" berichtete, eine bewaffnete Bande mit dem Namen "400 Mawozo" habe die Missionare in Ganthier entführt. Sie soll bereits in der Vergangenheit für zahlreiche Entführungen verantwortlich gewesen sein, unter anderem für die Geiselnahme von sieben katholischen Geistlichen im April. Damals hatte auch die Kirche in Haiti aus Protest für drei Tage Schulen, Universitäten und andere kirchliche Einrichtungen geschlossen.
Entführungen nehmen zu
Erst in der vergangenen Woche hatten haitianische Medien berichtet, dass die Zahl der Entführungen in den vergangenen zwei Monaten deutlich angestiegen sei. Unter Berufung auf das Zentrum für die Untersuchung der Menschenrechte (CARDH) hieß es, allein im September seien 117 Geiselnahmen gezählt worden. Seit Jahresbeginn stieg die Zahl der Entführungen damit auf 628 Fälle, davon betroffen auch 29 Ausländer. Von der Gewalt seien Menschen aller sozialen Schichten betroffen, heißt es in dem Bericht. Hinter der Entführungswelle stecke die organisierte Kriminalität, die weite Teile von Port-au-Prince aber auch andere Landesteile kontrolliere.
Haiti gilt als das ärmste Land der westlichen Hemisphäre und wurde zuletzt immer wieder durch Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Wirbelstürme verwüstet. Zudem steckt das Land nach der Ermordung von Präsident Jovenel Moise im Juli in einer schweren politischen Krise.