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Doku: Indigener Widerstand - Umweltkrimi ohne Happy End

Gemeinsam mit anderen Völkern des Amazonas-Gebietes kämpft das Munduruku-Volk gegen Landraub und die Zerstörung des Regenwaldes. Eine spannende, ambitionierte und bildgewaltige Doku begleitet sie dabei.

Ausgebeutete Goldgräberstelle im peruanischen Amazonasgebiet. Foto (Symbolbild): Adveniat/Tina Umlauf

Ausgebeutete Goldgräberstelle im peruanischen Amazonasgebiet. Foto (Symbolbild): Adveniat/Tina Umlauf

Es geht um organisiertes Verbrechen, Gangs, Gewalt und Geldwäsche. Schauplatz des Geschehens sind aber nicht etwa bekannte Mafia-Stätten wie New York, Chicago oder Sizilien - sondern der Regenwald des Amazonas. Und die inmitten von Urwaldriesen, Jaguaren, Faultieren, Schwingaffen und Hyazinth-Aras begangenen Straftaten sind ganz und gar real: Der Dokumentarfilm "Amazonia Undercover - Der Kampf der Munduruku" von Regisseur Estevao Ciavatta, den Arte am 3. August von 20.15 bis 21.45 Uhr ausstrahlt, erzählt einen Umweltkrimi, der bislang leider ohne Happy End auskommen muss.

"Lunge der Erde" zur Ausbeutung freigegeben

Die zwischen 2014 und 2020 gedrehte Doku berichtet vom ungleichen Kampf der Amazonas-Indigenen gegen die illegale Landnahme durch Holz- und Agrarindustrie. Trotz kleiner, im Film dokumentierter Etappensiege hat sich die Situation im Laufe der Bolsonaro-Jahre noch einmal deutlich verschlechtert. Immer mehr Holzfäller, Fischer und andere, die Raubbau an den wertvollen Amazonas-Rohstoffen betreiben, drängen in die ökologisch hoch sensible, für die Balance des Weltklimas so entscheidende Region. Mit seiner industriefreundlichen Politik hat der Rechtspopulist Jair Bolsonaro "die Lunge der Erde" zur Ausbeutung freigegeben.

Dass dieser Raubbau mit teils kriminellen Methoden betrieben wird, dokumentiert "Amazonia Undercover" ausführlich in Ton und Bild. Erschütternd sind die in einer staatlichen Abhöraktion mitgeschnittenen Telefonate zwischen Kaufinteressenten und einer Art Grundstücksmakler aus dem Jahr 2014: Darin wird über die Profitmaximierung bei der Spekulation mit geschütztem Urwaldboden verhandelt. Gar kein Problem, sagt der Vermittler; man würde jemanden engagieren, der ein Stück Regenwald abbrennt und dafür sorgt, die illegale Landnahme später zu legalisieren.

Illegaler Landraub

Wie einfach derlei Landraub in dem südamerikanischen Land ist und wie lax der Umgang des brasilianischen Staates damit auch schon vor Bolsonaro war, zeigt der ambitionierte Film eindrücklich. Mangelnde Kontrollen und Gesetze, die die Inbesitznahme von Land im Nachhinein legitimieren, sorgen für Goldgräberstimmung: Zum Beispiel bei den Herren, deren Telefone angezapft wurden.

Die Leidtragenden dieser Entwicklung, die nur einige wenige reich macht, sind der Regenwald mit seiner unglaublich vielfältigen Flora und Fauna, das globale Klima - und damit wir alle. Sehr viel unmittelbarer freilich sind die Indigenen vor Ort bedroht, die nicht nur mit der Zerstörung ihres Lebensraumes und ihrer Lebensweise konfrontiert sind, sondern häufig um Leib und Leben fürchten müssen. Denn Landgrabbing, Abholzung und Gewalt gehen Hand in Hand, so der Film. So sei etwa die Mordrate in Novo Progresso im besonders umkämpften Bundesstaat Para extrem hoch.

Indigene leisten Widerstand

Die Doku zeigt einen zumindest ein wenig Hoffnung machenden Weg auf: eine Allianz verschiedener indigener Völker unter der Führung von Juarez Saw Munduruku, dem Anführer des Munduruku-Volkes. Gemeinsam markieren sie die Grenzen ihrer Gebiete und vertreiben Eindringlinge. Auch die Arbeit der brasilianischen Umweltbehörde IBAMA, die mit Rangern vor Ort kontrolliert, wird positiv gezeichnet. Allerdings wird die seit Bolsonaros Amtsantritt immer weiter entmachtet.

Der Dokumentarfilm überzeugt nicht nur durch seine sorgfältige, enorm aufwändige Recherche und sein unverhohlenes Engagement für die Sache des Amazonas und der darin lebenden indigenen Völker. "Amazonia Undercover" ist nicht nur gut gemeint, sondern auch gut gemacht: Mit grandiosen Bildern der (noch immer) unglaublichen Regenwald-Landschaften, aber auch der reichen indigenen Kultur, die schon immer MIT der und nicht GEGEN die Natur lebt, ist die viel Input bietende Produktion auch atmosphärisch stark.

Indigener Lebensstil als Vorbild

Und so lässt einen der Satz eines hier interviewten Anthropologen so schnell nicht mehr los: Der Indigene gelte ja als "Figur der Vergangenheit". Vermutlich aber sei genau das Gegenteil richtig, so der Wissenschaftler: Angesichts von Klimawandel und Naturzerstörung liege in deren genügsamem, der Schöpfung gegenüber respektvollem Lebensstil womöglich eher unsere Zukunft.

Quelle: kna, Autorin: Katharina Zeckau

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