Chile: Mapuche beendet nach Einigung Hungerstreik
Der Mapuche-Anführer Córdova hat nach mehr als 100 Tagen seinen Hungerstreik beendet. Er und die chilenische Regierung einigten sich auf einen Kompromiss. Sein Gesundheitszustand war bereits lebensbedrohlich.
Nach 107 Tagen hat der Mapuche-Aktivist Celestine Córdova am Dienstag ein Abkommen mit der chilenischen Regierung unterzeichnet und seinen Hungerstreik beendet. Diese Einigung wurde von vielen Beobachtern mit großer Spannung erwartet und kam in letzter Minute. Laut den behandelnden Ärzten war der Zustand von Córdova bereits lebensbedrohlich. Die Verhandlungen seien hart gewesen und Córdova habe viele Zugeständnisse gemacht, berichtete der Senator Juan Ignacio Latorre, der bei den Gesprächen vermittelte.
Das Abkommen setzt sich aus acht Punkten zusammen: Einer der wichtigsten ist, dass Córdova nun an einer traditionellen Zeremonie seines Volkes teilnehmen darf. Denn Córdova ist ein sogenannter Machi, ein spiritueller Anführer der Mapuche. Weiterhin darf Córdova im Interkulturellen Krankenhaus von Nueva Imperial verweilen, bis sich sein Gesundheitszustand verbessert hat. Im Anschluss wird er in eine halb offene Vollzugsanstalt, ein sogenanntes Zentrum für Ausbildung und Arbeit, verlegt. Darüber hinaus haben die Gefangenen aus Ángel und Temuco, die aus Solidarität ebenfalls einen Hungerstreik begonnen hatten, keine weiteren Sanktionen zu befürchten, wenn sie ihren Streik nun ebenfalls beenden. Córdova forderte außerdem, dass auch mit ihnen direkt verhandelt wird.
Unterschiedliche Reaktionen
Zwar gab es auf der einen Seite bei der Regierung große Erleichterung, endlich eine Einigung erzielt zu haben, auf der anderen Seite sprachen sich einige Parlamentarier auch dagegen aus. „Mich beunruhigt diese Entscheidung der Regierung, die versprochen hat, mit harter Hand gegen Gewalt und Terrorismus vorzugehen, jetzt dem Druck einer Gruppe von Politikern und der Minderheit des Mapuche-Volkes nachzugeben“, sagte etwa der Abgeordnete Miguel Mellado gegenüber lokalen Medien.
Celestino Córdova wurde im Jahr 2013 verhaftet und später zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt. Er soll einer der Täter gewesen sein, der 2013 das Haus der Schweizer Familie Luchsinger anzündete. Das dort lebende Ehepaar kam bei dem Vorfall ums Leben. Mapuche-Organisationen halten die Festnahme und Verurteilung Córdovas für ein weiteres Indiz der Diskriminierung ihres Volkes durch die chilenische Regierung. Sie sind der Überzeugung, dass Córdova unschuldig sei.