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Chile: Intelligente Bojen für den Walschutz

Im chilenischen Norden Patagoniens soll ein Netz aus Bojen helfen, Wale zu schützen. Die erste Boje wurde bereits installiert. In den nächsten Monaten sollen weitere Bojen folgen. Auf lange Sicht ist geplant, einen Korridor entlang der gesamten Pazifikküste zu errichten. 

Die intelligente Boje vor der chilenischen Küste sendet Signale an die Marine, sobald sie einen Wal in der Nähe ortet. So sollen Kollisionen zwischen Schiffen und Walen künftig vermieden werden. Foto: Stiftung MERI

Die intelligente Boje vor der chilenischen Küste sendet Signale an die Marine, sobald sie einen Wal in der Nähe ortet. So sollen Kollisionen zwischen Schiffen und Walen künftig vermieden werden. Foto: Stiftung MERI

Zwar ist der Walfang heute in den meisten Ländern der Welt verboten, doch die Meeressäuger sind weiterhin einer großen Bedrohung durch die Menschen ausgesetzt. Durch verschiedene Aktivitäten in den Meeren wird Lärm erzeugt. Diese akustische Verschmutzung der Ozeane bedroht Wale und andere Meerestiere. „Wir müssen bedenken, dass schon ab rund 30 Metern unter Wasser alles schwarz ist. Man sieht nichts. Nicht nur unsere Augen, auch die Augen der Arten, die in den Ozeanen leben, sind nicht wirklich an diese Umgebung angepasst. Ihre Hauptform der Kommunikation basiert deshalb auf Geräuschen,“ erklärt die Wissenschaftlerin und Leiterin der „Blue Boat Initiative“ Sonia Español-Jiménez.

Wale kommunzieren per Schall

Für Wale ist das Senden und Empfangen von Geräuschen und Schall überlebensnotwendig. Die Meeressäuger nutzen diese Art der Kommunikation nicht nur, um einen Partner zu finden, sondern auch, um Nahrung aufzuspüren und um sich zu orientieren. Ist es unter Wasser jedoch zu laut oder wird ihre Kommunikation ständig von anderen Geräuschen gestört, kann dies fatale Folgen für die Tiere haben und im schlimmsten Falle zu ihrem Tod führen. 

Denn aufgrund nicht funktionierender Kommunikation können Wale sich nicht orientieren und stranden. Außerdem kommt es immer wieder zu Kollisionen mit Schiffen, die den Walen große Wunden zufügen oder sie töten. Schätzungen zufolge sind zwischen 2007 und 2019 rund 1.200 Wale weltweit aufgrund von Kollisionen mit Schiffen ums Leben gekommen. Der andauernde Lärm setzt die Tiere außerdem unter Dauerstress. Befindet sich ein Wal bei hoher Lautstärke nah an der Quelle, kann das Verletzungen an den Gehörgängen hervorrufen oder seinen Tod verursachen.

Unterwasserlärm hat zugenommen

Der von den Menschen gemachte Lärm hat in den letzten Jahren zugenommen. Laut dem internationalen Tierschutzfonds (iFAW) hat sich der Unterwasserlärm in den letzten 40 Jahren alle zehn Jahre verdoppelt. Eines der Hauptprobleme heute ist der Schiffsverkehr. Der Frachtschiffverkehr hat sich seit den 1970er Jahren vervierfacht, die Anzahl der Kreuzfahrtpassagiere hat sich fast verfünffacht. Außerdem erzeugt der Bau von Windparks, Bohrungen, militärische Untersuchungen und die Suche nach Öl und Gas Lärm in den Ozeanen. „All diese Aktivitäten produzieren Lärm und dieser Lärm beeinflusst einige Arten irreversibel“, sagt Michel André. Der gebürtige Franzose ist Spezialist in Sachen Bio-Akustik. Das von ihm entwickelte Projekt „LIDO“ (Listening to the Deep Ocean Environment) ist ein weltweites Netz von Tiefsee-Mikrofonen, das die Geräuschkulisse im Meer abhört und an das Bioacoustic Applications Latoratory (LAB) in Spanien sendet. Hier befindet sich das weltweit größte Archiv für Geräusche der Tierwelt – sowohl der Tiere in den Meeren, als auch auf dem Land. 

Boje soll Kollisionen verhindern

Die Boje, die nun in Chile installiert wurde, hat der 59-Jährige mitentwickelt. Für die Installation und Einweihung letzte Woche kam er aus Spanien angereist. Denn es gibt zwar weltweit bereits viele Bojen, mit deren Hilfe man die Meere belauschen kann, doch die Technologie, die in der in Chile installierten Boje zum Einsatz kommt, ist bisher einzigartig. „Es ist ein System, das aus einem künstlichen Ohr besteht, das alle Nuancen von Geräuschen erfassen kann. Es ist ein Ohr im Wasser mit einem künstlichen Gehirn, ein Computer mit einer Software, die in der Lage ist, die Daten in Echtzeit zu analysieren und sie dann über Satelliten zu übertragen“, erklärt Michel André.

Registriert die Boje Wale in der Nähe, sendet sie ein Signal an die chilenische Marine. Diese informiert schließlich die Kapitäne der in der Nähe befindlichen Schiffe, die die Geschwindigkeit drosseln oder die Fahrtrichtung ändern sollen. Das soll zum einen Kollisionen verhindern und zum anderen den Lärm verringern. An der Umsetzung des Projektes, der sogenannten „Blue Boat Initative,“ hat neben Michel André und seiner Stiftung, die chilenische Stiftung MERI und das chilenische Umweltministerium mitgewirkt.  

Chile wirbt für mehr Meeresschutz

„Mit dem Schutz der Ozeane können wir den Klimawandel mildern. Denn nicht nur die Vegetation an Land, die Bäume, speichern Kohlenstoffdioxid. Auch die Meere speichern Kohlenstoffdioxid”, sagt die chilenische Umweltministerin Maisa Rojas. Sie hofft, dass sich andere Länder dem chilenischen Kurs anschließen: „Chile ist Pionier, was den Schutz seiner Ozeane angeht. Fast 42 Prozent unserer Wirtschaftszone sind geschützt. Aber es reicht nicht aus, dass wir unsere Meere schützen. Denn damit der Schutz effektiv funktionieren kann, muss die gesamte Zone geschützt werden, in der die Wale zur Welt kommen, fressen und sich reproduzieren. Die Idee ist also, Korridore für den Schutz des Lebens der Meere einzurichten“, sagt die Umweltministerin weiter. 

Zu der nun im Golf von Corcovado installierten intelligenten Boje sollen in den nächsten Monaten noch fünf weitere Bojen kommen. Auf lange Sicht sollen an der ganzen Pazifikküste entlang bis nach Kanada hoch Bojen installiert und Schutzzonen eingerichtet werden. 

Autorin: Judith Mintrop, Chile

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