Chile: Meeresbiologin warnt vor Kollaps des Ökosystems in Patagonien
Die CNN-Serie "Call to earth" stellt in ihrer neuen Folge die deutsch-chilenische Biologin und Meeresforscherin Vreni Häussermann und ihre Arbeit vor.
Meeresbiologin Vreni Häussermann erforscht die Unterwasserwelt Patagoniens. Mehr als 100 unbekannte Arten hat sie entdeckt. Screenshot: CNN‘s Call to Earth
Vreni Häussermann kam vor gut 20 Jahren das erste Mal in den Süden Chiles. Patagonien und seine Natur haben sie seither nicht mehr losgelassen. Auf zahlreichen Tauchgängen erkundet sie mit ihrem Forschungspartner und Ehemann Gunter Forsterra Patagoniens Unterwasserwelt, die sich auf einer Küstenlänge von rund 80.000 Kilometern erstreckt. Das Ehepaar hat im Comau Fjord in der Region Los Lagos eine Forschungsstation errichtet, von der aus es seit 2003 auf Entdeckungsreisen geht.
Lachs-Farmen zerstören ökologisches Gleichgewicht
Häussermann und Forsterra haben inzwischen mehr als 100 neue Arten von Meereslebewesen entdeckt, darunter viele Korallen und Seeanemonen, wie CNN berichtet. Seit sie ihre Forschungen begannen, habe sich das Ökosystem einschneidend verändert, so die Beobachtung der Forscher. Das sei unter anderem eine Folge der sich im Süden Chiles rasant ausbreitenden Lachs-Farmen. So wucherten zum Beispiel Algen, und der Sauerstoff im Wasser gehe zur Neige - mit dramatischen Folgen für ganze Nahrungsketten und die Biodiversität. Hinzu kommt der Klimawandel. Für Vreni Häussermann steht fest: „Diese Veränderungen kommen zu schnell, als dass sie natürlich sein könnten.“ Chile ist hinter Norwegen der zweitgrößte Lachs-Produzent der Welt. 2018 belief sich der Wert der Exporte auf geschätzt fünf Milliarden Dollar.
Häussermann und Forsterra entdecken Arten und klassifizieren diese. Zahllose Arten seien noch nicht beschrieben worden. Es handele sich um einen Wettlauf gegen die Zeit, sagen die Forscher, denn vielen von ihnen drohe das Aussterben. Zwei Arten von Seeanemonen hat das Paar übrigens nach seinen Kindern Fiona und Fabian benannt: Isoparactis fionae und Isoparactis fabiani. Die Eltern wollen damit zum Ausdruck bringen, dass sich die nächste Generation um die Erde kümmern muss. Ihre Ergebnisse geben die Forscher an Chiles Regierung weiter, um den Schutz Patagoniens voranzubringen. (bs)