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Bischöfe in Mexiko: "Die Kriminellen haben das Land übernommen"

Die Bischöfe in Mexiko stellen die Strategie "Umarmung statt Schüsse" von Präsident López Obrador in Frage. Doch der verteidigt seinen konzilianten Kurs gegenüber dem organisierten Verbrechen.

Beobachtungsposten einer Bürgerwehr in der mexikanischen Unruhprovinz Michoacán. Foto (2016): Adveniat/Tobias Käufer

Beobachtungsposten einer Bürgerwehr in der mexikanischen Unruhprovinz Michoacán. Foto (2016): Adveniat/Tobias Käufer

Nach dem Doppelmord an zwei Jesuitenpatres in Mexiko ist die politische Debatte über die notwendigen Konsequenzen aus dem Verbechen voll entbrannt. Die Mexikanische Bischofskonferenz forderte laut der Zeitung "Milenio" am Freitag, 24. Juni 2022 (Ortszeit) einen Kurswechsel des linkspopulistischen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador in der Sicherheitspolitik und Kriminalitätsbekämpfung. Kritiker werfen seiner Regierung vor, mit ihrer milden Strategie "Umarmung statt Schüsse" gescheitert zu sein. "Genug jetzt. Wir können nicht gleichgültig oder blind gegenüber dem sein, was uns alle betrifft."

Es sei an der Zeit, die versagenden Sicherheitsstrategien zu überprüfen, hieß es aus Kreisen der mexikanischen Bischöfe. López Obrador will dagegen an seinem Kurs festhalten. Die Regierung werde ihren Plan zur Verbrechensbekämpfung nicht ändern, da dies der Weg sei, der im ganzen Land zu positiven Ergebnissen geführt habe.

Sorge wegen wachsender Gewalt

Die Bischöfe halten dagegen: "Wir glauben, dass es nicht sinnvoll ist, die Realität zu leugnen oder vergangene Zeiten für das verantwortlich zu machen, was wir jetzt lösen müssen", zitiert "Milenio" den Bischofskonferenzvorsitzenden, Erzbischof Rogelio Cabrera López aus Monterrey. Die Bischöfe seien tief besorgt, über die wachsende Gewalt, "unter der unser geliebtes Land leidet".

Diese Gewalt habe Einfluss auf die produktiven Aktivitäten in den Städten und auf dem Land, übe mit Erpressung Druck auf Schulen, kleine, mittlere und große Unternehmen und Märkte aus. Die Kriminellen hätten "die Straßen, Viertel und ganze Städte sowie Straßen, Autobahnen und Landstraßen übernommen". Ihre Macht zeige sich in unmenschlicher Grausamkeit bei Hinrichtungen und Massakern, die das Land zu einem der unsichersten und gewalttätigsten Orte der Welt gemacht hätten. Es sei an der Zeit, der Gesellschaft zuzuhören, so die Bischöfe.

Mutmaßlicher Täter ist flüchtig

Unterdessen geht die Suche nach dem mutmaßlichen Täter weiter. Die Regierung in Mexiko-Stadt bat die USA um Hilfe, damit Jose Noriel Portillo alias "El Chueco" im Fall eines Grenzübertritts ins Nachbarland verhaftet werden könne. Gegen den Tatverdächtigen liegt offenbar seit Jahren ein Haftbefehl vor. Zudem trat er als Sponsor eines lokalen Baseball-Teams auf. Dass der Auftragsmörder ein solches Leben habe führen können, sei verdächtig, sagte López Obrador und kritisierte die lokalen Behörden im nordmexikanischen Bundesstaat Chihuahua an der US-Grenze.

Am Montag waren zwei Jesuiten-Patres in dem Bundesstaat erschossen worden. Sie sollen einem Mann, der vor Bewaffneten floh, Schutz in ihrer Kirche geboten haben. Darauf hätten Unbekannte das Feuer eröffnet und alle drei getötet. Laut mexikanischen Jesuiten wurden die Leichen der 79 und 81 Jahre alten Priester von den Tätern mitgenommen. Die Staatsanwaltschaft setzte umgerechnet 240.000 Euro Belohnung für Hinweise aus, die zur Ergreifung des Täters führen. Laut Behördenangaben ist dies die höchste Belohnung in der Geschichte des Bundesstaates Chihuahua überhaupt. Die Behörden würden alles daran setzen, die Verantwortlichen zu fassen, versprach Campos Galvan.

Mexiko eines der gefährlichsten Länder für Geistliche

Mexiko gilt als eines der gefährlichsten Länder für Geistliche weltweit. Das Katholische Multimediale Zentrum, das seit Jahren Gewalt gegen Kirchenvertreter dokumentiert, berichtete, während der vergangenen drei Präsidentschaftszeiten seien insgesamt 50 Priester ermordet worden. Bischof Hilario González aus der Diözese Santillo erklärte: "Es gibt keine Chance, sich sicher zu fühlen".

Unterdessen nahmen Freunde, Kollegen und die Familie Abschied von Touristenführer Pedro Palma, der zusammen mit den beiden Jesuiten erschossen wurde; 20 Kollegen hielten eine Totenwache. Familienmitglieder und Freunde hatten Fotos und Erinnerungsvideos in der Aufbahrungshalle aufgestellt.

Adveniat trauert um Projektpartner
"Mit Padre Javier und Padre Joaquin verlieren wir zwei beeindruckende Persönlichkeiten, die an die Ränder der Gesellschaft gegangen sind, um Zeugnis für eine arme Kirche an der Seite der Armen zu geben", so Adveniat-Referent Reiner Wilhelm.

Autor: Tobias Käufer, kna

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