Amazonas-Synode endet mit neuen Initiativen der Kirche
Mit einem Votum für verheiratete Priester in entlegenen Regionen ist am Wochenende die Amazonas-Synode im Vatikan zu Ende gegangen. Weiter spricht sich das Schlussdokument für Gemeindeleiterinnen aus. Die Frage einer Zulassung von Frauen zum Diakonat soll weiter erörtert werden.
Papst Franziskus selbst bewertete die Sondersynode als Neuaufbruch für die katholische Kirche. Der Schrei der Armen und der Erde sei von Amazonien herübergelangt. "Nach diesen drei Wochen können wir nicht so tun, als hätten wir ihn nicht gehört", sagte er am Sonntag beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz. Die Kirche müsse ihre "behaglichen Gestade" verlassen und aufs offene Meer hinaus.
Konflikt um Tradition
Zuvor hatte das Kirchenoberhaupt mit einer feierlichen Messe im Petersdom das Bischofstreffen beendet. Dabei beklagte Franziskus Unterdrückung und Ausbeutung in der Urwaldregion. Die Fehler der Vergangenheit reichten nicht, um damit aufzuhören, "die anderen auszuplündern und unseren Geschwistern wie auch unserer Schwester Erde Wunden zuzufügen", sagte er. Wörtlich sprach er von einem "vernarbten Antlitz Amazoniens".
Nachdrücklich verurteilte der Papst ein Überlegenheitsdenken auch unter Katholiken. Aus dem Gedanken heraus, besser zu sein, würden die Traditionen anderer verachtet, ihre Geschichte ignoriert, Territorien besetzt und Güter in Beschlag genommen, weil man deren Eigentümer für rückständig und unbedeutend halte. Gerade die Indigenen hätten auf der Synode bezeugt, "dass es möglich ist, die Realität auf andere Art zu betrachten und sie mit offenen Händen als Geschenk anzunehmen, die Schöpfung nicht auszubeuten, sondern als ein zu hütendes Haus zu bewohnen".
Kontroverse um Holzfiguren
Die Beratungen der vergangenen Wochen waren begleitet von einer Polemik ultrakonservativer Katholiken gegen indigene Riten und Symbole. Für Widerspruch sorgte bereits ein "Gebet für die Schöpfung" in den Vatikanischen Gärten zum Synodenauftakt. Nach der Teilnahme von Indigenen-Vertretern an der Eröffnungsmesse am 6. Oktober musste sich Papst Franziskus gegen herabsetzende Bemerkungen verwahren, die offensichtlich in Klerikerkreisen gefallen waren.
Im Brennpunkt von Angriffen standen auch Holzfiguren schwangerer Frauen, die das Leben und die Verbindung mit der Natur symbolisieren sollten. Kommentare in digitalen Medien bezeichneten sie unter anderem als Fruchtbarkeitsgöttinnen oder "Götzenbilder". Die in einer Kirche in Vatikannähe ausgestellten Figuren wurden von Unbekannten entwendet und in den Tiber geworfen. Der Papst bat diejenigen, die sich durch die Tat verletzt fühlten, um Verzeihung.
Das "gemeinsame Haus"
In dem 120 Artikel umfassenden Schlussdokument bekennen die Synodalen Rückhalt für die amazonischen Völker und deren Lebensweise. Es gelte, sich den Indigenen "auf Augenhöhe zu nähern, ihre Geschichte, ihre Kulturen, ihren Stil des 'guten Lebens' zu respektieren". Eine "Evangelisierung im Kolonialstil" wird ausdrücklich verworfen.
Unter ökologischer Perspektive warb die Synode für einen ganzheitlichen Ansatz. Die Kirche müsse sich mit der Ausbeutung des "gemeinsamen Hauses und seiner Bewohner" auseinandersetzen. Auch die Verteidigung der Menschenrechte wurde als verpflichtend bezeichnet. Das Schlussdokument sprach sich für eine Beobachtungsstelle für Ökologie und Sozialfragen aus, die auch mit nichtkirchlichen Akteuren zusammenarbeiten soll. Franziskus kündigte die Errichtung einer eigenen Sektion für Amazonien innerhalb der Entwicklungs- und Menschenrechtsbehörde des Vatikan an.
Insgesamt nahmen rund 280 Bischöfe, Ordensleute, Experten und Gäste an der Synode teil. Das Treffen stand unter dem Motto "Amazonien - neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie". Das auf spanisch abgefasste Schlussdokument ist nicht bindend; Papst Franziskus kündigte nach der Veröffentlichung an, voraussichtlich bis Jahresende ein eigenes Schreiben mit Folgerungen vorzulegen.