Alejandro Mayorkas: Von Havanna ins Heimatschutzministerium der USA
Alejandro Mayorkas kam einst als Flüchtling aus Kuba in die USA, nun könnte er als erster Einwanderer und erster Latino US-Heimatschutzminister werden. Er ist die erste Wahl des künftigen US-Präsidenten Joe Biden für den Posten. Ein Porträt.
Alejandro Mayorkas' Nominierung signalisiert vor allem eines: Joe Biden sucht jemanden, der sowohl Erfahrung in der Einwanderungspolitik als auch im politischen Betrieb Washingtons hat. Unter Donald Trump war Einwanderungsregeln weiter verschärft worden. Das Thema dürfte auch in Zukunft für polemische Debatten entlang der Parteigrenzen sorgen. Biden hat zugesagt, viele von Trumps Maßnahmen im Bereich Migration rückgängig zu machen. Mayorkas gilt als erfahrener Einwanderungspolitiker. Unter Präsident Barack Obama war er stellvertretender Heimatschutzminister.
Alejandro Mayorkas: Vom Flüchtlingskind in die US-Politik
„Als ich noch sehr jung war, haben die Vereinigten Staaten meiner Familie und mir einen Zufluchtsort geboten“, schrieb Mayorkas in einem ersten Tweet nach Bekanntwerden der Nominierung. „Jetzt wurde ich zum Heimatschutzminister nominiert und beaufsichtige den Schutz aller Amerikaner und derer, die vor Verfolgung fliehen, um ein besseres Leben für sich und ihre Angehörigen zu finden.“ In einem weiteren Tweet schrieb er, es sei eine Ehre, nominiert zu werden, und er werde „daran arbeiten, das Vertrauen in unsere Institutionen wiederherzustellen und unsere Sicherheit hier daheim zu schützen“.
Der am Dienstag 61 Jahre alt gewordene Mayorkas, der auf den Spitznamen „Ali“ hört, wurde in Havanna geboren und wuchs größtenteils in Los Angeles auf. Seine Mutter war eine rumänische Jüdin, die dem Holocaust entkam und in den 1940er Jahren nach Kuba kam, wo sie Mayorkas Vater traf, der sephardischer Herkunft ist, sprich dessen Wurzeln auf das Judentum der iberischen Halbinsel zurückreichen. Nach der kubanischen Revolution floh die Familie in die USA. Heute lebt und arbeitet er mit seiner Frau und zwei seiner drei Töchter in Washington D.C.
Mayorkas war einer der Regierungsbeamten, die an den Verhandlungen der Regierung Obama mit der kubanischen Regierung teilnahmen, nachdem die Vereinigten Staaten die Beziehungen zu Havanna normalisiert hatten, eine Politik, die Trump umgehend rückgängig machte. Als stellvertretender Homeland Security-Minister thematisierte er oft die Bedrohungen, denen US-amerikanische Juden ausgesetzt sind.
Herausforderungen im Heimatschutzministerium
Als neuer Heimatschutzminister steht Mayorkas vor der Aufgabe, eine gebeutelte Behörde wieder aufzurichten. Das nach den Attacken des 11. September 2001 geschaffene Department of Homeland Security erlebte unter Trump eine Zeit beispielloser Turbulenzen mit fünf verschiedenen Ministern, von denen nur zwei vom Senat bestätigt wurden. Viele der Spitzenpositionen des Ministeriums blieben in den vergangenen vier Jahren vakant oder wurden mit Platzhaltern ohne fachliche Qualifikation besetzt. Unter Trump wurde das Ministerium weitgehend zu einem Instrument der Innenpolitik und eines harten Vorgehens gegen Einwanderer. Von der Biden-Administration wird erwartet, dass sie versucht, den Fokus des Ministriums auf ein breiteres Spektrum von Anliegen zu lenken, einschließlich Terrorismusbekämpfung, Cyber-Bedrohungen und Pandemie-Bekämpfung.
Zu Beginn seiner Karriere war Mayorkas nach seinem Jurasbschluss an der Loyola Law School als stellvertretender Bundesanwalt in Kalifornien tätig. 1998 wurde er zum damals jüngsten Bundesanwalt ernannt. Er verfolgte Fälle, in denen es um Geldwäsche, Einwanderungsbetrug und Internetkriminalität ging. Obama berief Mayorkas als Direktor der US-Staatsbürgerschafts- und Einwanderungsbehörde (U.S. Citizenship and Immigration Services). In dieser Rolle leitete er die Einführung des DACA-Programms (Deferred Action for Childhood Arrivals), das undokumentierten Einwanderern, die als Kinder in die USA gelangt waren, eine Arbeitserlaubnis erteilte. Als stellvertretender Heimatschutzminister (2013-2016) unter Jeh Johnson koordinierte Mayorkas die Reaktion der Regierung auf Hurrikane und Einwanderungskrisen. Sein früherer Chef Johnson beschreibt Mayorkas, der zuletzt als Partner der internationalen Anwaltskanzlei WilmerHale tätig war, als „fleißigen, klugen und einfühlsamen Menschen“. „Ali Mayorkas ist so qualifiziert wie jeder andere, die Führung des Heimatschutzministeriums zu übernehmen, einer der größten und schwierigsten Aufgaben in der US-Regierung.“