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Mexiko |

Hoffen auf Joe Biden – Geflüchtete an Mexikos Grenze

In mexikanischen Grenzstädten warten tausende Männer, Frauen und Kinder auf ein Asylverfahren in den USA. Unsicherheit und Gewalt sind während der Corona-Pandemie gestiegen. Zumindest für Minderjährige soll das Warten nun ein Ende haben.

Geflüchtete Frau Yumi an Mexikos Grenze. Foto: Carolina Rosas Heimpel 

Eine Ansiedlung von Häusern in der kargen Wüstenlandschaft aus Sand, Gestein und Dornenbüschen kündigt den Grenzübergang zu den USA an. Hier liegt die Kleinstadt Puerto Palomas, die vor allem für Schlepperaktivitäten und Crystal Meth-Produktion bekannt ist. Genau in solche mexikanischen Gemeinden Mitten im Nirgendwo wurden während der Corona-Pandemie täglich Hunderte Geflüchtete zurückgeschoben, die beim Grenzübertritt von der US-Border Patrol festgenommen wurden. Unter ihnen auch unzählige Minderjährige. US-Präsident Donald Trump rechtfertigte mit dem "Gesetz zur öffentlichen Gesundheit" Abschiebungen, ohne den Geflüchteten das Recht zu geben, Asyl in den USA zu beantragen. Ein Bundesrichter hat diese Coronamaßnahme  nun zumindest für Kinder und Jugendliche für nichtig erklärt. 

Träumen von den USA 

„Währenddessen warten in den großen Ballungszentren an der Grenze noch immer Tausende Geflüchteter auf ihr Asylverfahren in den USA“, erklärt Rosa Mani, Direktorin der Quarantänestation „Hotel Flamingo“ in Ciudad Juárez. Und täglich kämen Menschen neu in der Grenzstadt an – vor allem aus Mittelamerika, der Karibik und Südamerika. Um ihnen die Chance zu geben, anschließend in einer der in der Pandemie hermetisch abgeriegelten Migrantenherbergen unterzukommen, durchlaufen sie hier die Quarantäne und bekommen ein Gesundheitszertifikat. „Vielen erscheinen die Hotelzimmer wie eine Oase nach der entbehrungs­reichen Reise“, so Mani. Sie und fast alle, die hier arbeiten, haben selbst Flucht- und Migrationserfahrungen. Das medizinische Team setzt sich aus Geflüchteten aus Kuba und Venezuela zusammen. Der Umgang ist herzlich und von Solidarität geprägt.

Auch der Kubanerin Yumi war in der Corona-Krise vor allem die Gemeinschaft wichtig. Deshalb hat sie in einem verwinkelten Gebäudekomplex im Zentrum von Ciudad Juárez ein Zimmer angemietet, in dem alle Bewohner von der Karibikinsel kommen. „Ich bin seit eineinhalb Jahren in Ciudad Juárez“, erzählt die junge Frau. Denn im Januar 2019 zwang die Regierung Donald Trump Mexiko Asylsuchende für die USA auf ihrem Territorium aufzunehmen. Bis zu einem Asylverfahren in den Vereinigten Staaten haben sie sich auf einer Liste eingetragen. „Doch mit Corona wurden die Termine eingefroren, seit Monaten bewegt sich nichts mehr.“

Yumi hat in dieser Zeit ein Kind gekriegt. Ihr kleiner Sohn ist nun mexikanischer Staatsbürger. Sein Vater, mit dem sie einst Kuba verließ, hat es noch vor der Krise in die Vereinigten Staaten geschafft. Die alleinerziehende Mutter holt mit ihrem ersten Baby per Videochat Hilfe bei ihrer Mutter. „Als ich aus dem Krankenhaus kam, habe ich mir auf Youtube angeschaut, wie man eine Windel wechselt.“ Yumi ist guter Dinge, eines Tages würde sie mit dem Kleinen auf der anderen Seite der Grenze stehen.

Hoffnungen auf Joe Biden 

Für Geflüchtete entlang der Grenze ist die große Hoffnung jetzt der Regierungswechsel in den USA im Januar. Joe Biden hatte im Wahlkampf angekündigt, das sogenannte „Remain in Mexico“-Programm seines Vorgängers Trump zurückzunehmen. Das würde für die alleine rund 7000 in Ciudad Juárez ausharrenden Menschen bedeuten, dass sie in den USA den Ausgang ihres Verfahrens abwarten könnten. Ein wichtiger Schritt, nicht nur, um eine angemessene juristische Beratung in Anspruch nehmen zu können, die für den positiven Bescheid eines Asylverfahrens ausschlaggebend ist. Während der Pandemie ist in den mexikanischen Grenzmetropolen Ciudad Juárez und Tijuana auch die Gewalt erheblich gestiegen – keine sicheren Aufenthaltsorte für Geflüchtete.

Doch noch gravierender ist die Situation in Matamoros am Golf von Mexiko. Dort kampieren zeitweise rund 2000 Menschen auf freiem Feld in Erwartung, von einem Asylrichter auf die Grenzbrücken vorgeladen zu werden. Das Camp ist umstellt von Schleppern, Kartellangehörigen und der mexikanischen Nationalgarde. Schon elf Personen wurden vor seinen Toren umgebracht; ihre Leichen im Río Bravo gefunden. „In Matamoros wie im gesamten Bundesstaat Tamaulipas ist das organisierte Verbrechen omnipräsent“, so Pater Francisco Gallardo, Verantwortlicher der Sozialpastoral und des Casa de Migrante. Doch die Menschen im Transit müssten nicht nur Angst vor Gewalt und dem Virus haben. „In der Coronakrise haben viele Geflüchtete ihre Jobs verloren. Und genauso geht es ihren Verwandten in den USA, die sie vormals mit ein wenig Geld unterstützen konnten.“

Dennoch gab es auch in Mexiko in der vergangenen Woche gute Nachrichten für Geflüchtete. Der Senat entschied, dass Minderjährige und ihre Familien nicht mehr in Abschiebehaft belassen werden dürfen. Ein entscheidender Schritt, was die Rechte von Kindern und Jugendlichen auf der Flucht angeht. Im Jahr 2019 waren 52 000 Kinder und Jugendliche in Abschiebestationen festgehalten worden.

Autorin: Kathrin Zeiske

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