Adveniat: Präsidenten-Mord in Haiti trauriger Höhepunkt
Die Ermordung des Präsidenten von Haiti, Jovenel Moise, ist aus Sicht von Adveniat ein "trauriger Höhepunkt" in der Krise des Landes. Das Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche in Deutschland bekräftige die Forderung der Bischofskonferenz in Haiti nach einem Dialog, erklärte Hauptgeschäftsführer Michael Heinz am Donnerstag in Essen. "Ein Schritt zur Lösung der Krise muss auch aus dem Land selbst herauskommen."
Die Bluttat habe Haiti wieder in den Blickpunkt der internationalen Schlagzeilen gebracht. "Die Situation des armen Karibikstaates ist allerdings schon seit Jahren besorgniserregend", betonte Heinz.
"In Haitis Hauptstadt Port-au-Prince gibt es gut 90 Gangs, die mindestens ein Drittel der Stadt in ihrer Gewalt haben und wechselnde Koalitionen bilden. In den letzten Wochen kam es zum Bruch verschiedener Bündnisse", so Michael Huhn aus der Projektabteilung von Adveniat. In bestimmten Vierteln und Vororten seien Kämpfe um die künftige Herrschaft ausgebrochen.
Seit Monaten bemühe sich die Kirche in Haiti, darunter auch die Päpstliche Nuntiatur, um breit angelegte Gespräche. "Bislang allerdings ohne Erfolg, denn nicht alle politischen Kräfte des Landes wollen an einem Dialog teilnehmen", so Huhn. "Wer etwas tun muss, sind die Haitianer selbst. Dazu zählt vor allem die Bereitschaft der politischen Kräfte, aufeinander zuzugehen und Kompromisse zum Wohle des Volkes einzugehen."
Angesichts der "katastrophalen" Sicherheitslage im Land verwies Adveniat auf Rufe nach einer internationalen Eingreiftruppe der Vereinten Nationen. Einen solchen Schritt würden laut Huhn einige Haitianer begrüßen, die meisten jedoch nicht. Die "Internationales" hätten in Haiti keinen guten Ruf.
Wegen der Situation in Haiti, zu der auch Korruption gehöre, komme es zu einer anhaltenden Migrationsbewegung in Richtung USA, Mittelamerika, vor allem aber ins Nachbarland Dominikanische Republik. Die Pläne der dominikanischen Regierung, eine Art Grenzmauer zu bauen, würden Huhn zufolge an den finanziellen Möglichkeiten scheitern: "Eine Mauer können die Dominikaner nicht bezahlen." Sollte es zu einzelnen Mauerstücken kommen, würden die Haitianer anderswo über die Grenze gehen.