Blickpunkt-Lateinamerika 2/2020

Wie hat diese Erfahrung deine Sicht auf die Guerilla geprägt? Auch mich hat das bei meiner Arbeit nicht unberührt gelassen: Kämpfer zu sehen, die eine Schule für die Ge- meinde oder eine Dorfstraße bauen, Kämpferinnen, die ihre Kinder im Dschungel aufziehen. Ich denke nicht, dass die Guerilla etwas Gutes ist, und ich bin gegen Waffen, egal zu welchem Zweck. Aber die Darstellung der politisch Rechten, dass die Guerilla an allem schuld sei, ist eine einseitige Sicht und macht uns blind für die echten Probleme. Solange der Staat sich nicht um die Menschen kümmert, wird sich nichts ändern. Mit welchem Vorurteil würdest du gerne aufräumen? Dass die einfache Bevölkerung in den von der Guerilla dominierten Gebieten mit dem Drogenanbau das große Geld verdient. Ein Koka-Bauer verdient laut dem Drogen- beauftragten der Vereinten Nationen umgerechnet etwa 180 Dollar im Monat. Dafür arbeitet die ganze Familie, oft auch die Kinder. In Bogotá stellen sich viele vor, dass diese Bauern Millionäre seien und einen Whirlpool im Garten hätten. Tatsächlich können sie sich nicht mal ein richtiges Paar Gummistiefel leisten. Wenn diese Bauern für den selben Gewinn Kakao anbauen könnten, würden sie es sofort tun. Links: Viele Farc- Mitglieder haben den größten Teil ihres Lebens im Untergrund ver- bracht. Rechts oben: Das Operations- gebiet der Farc ist oft schwer zugänglich. Rechts unten: Ein Pärchen von Farc-Rebellen im Regenwald. Kultur 18 Die Ausstellung „Die Tage nach einem endlosen Krieg“ (Los días póstumos de una guerra sin final) war imMärz 2020 in Bogotá in der Galerie „Bandy Bandy” zu sehen. Gezeigt wur­ den Bilder aus mehreren Camps der Farc-Guerilla während der Friedensverhandlungen 2016. Im Juli sollte die Ausstel­ lung in Paris gezeigt werden. Der Ausstellungstermin wird wegen der Corona-Pandemie verschoben.

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