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Wenn die Kartelle Mexikos Corona-Hilfspakete verteilen

Durch die Corona-Krise bricht auch das Kerngeschäft der Kartelle in Mexiko ein: Drogen und Erpressung. Von Sinaloa bis zum Golf von Mexiko suchen sie nun nach neuen Einnahmequellen - und inszenieren sich auf zynische Art als Retter der Armen. 

Das Graffiti in Mexiko-Stadt thematisiert Gewalt und Militarisierung. Foto: Jürgen Escher/ Adveniat

Was macht eigentlich das Organisierte Verbrechen in Zeiten einer Pandemie. Schließlich dominieren die Kartelle in Mexiko einen riesigen Teil der Schattenwirtschaft. Aber wenn die Grenzen und Geschäfte geschlossen sind und die Bevölkerung zu Hause eingebunkert ist, stocken der Drogenverkauf und -schmuggel, hakt die Entführungsindustrie, sind die Bordelle dicht und kommen kaum noch Grundstoffe aus China für die Produktion synthetischer Drogen ins Land. Also geht auch das illegale Geschäft der Kartelle zurück, wie der Kriminalitätsforscher Carlos Matienzo sagt. 

So sei es auch bei der Schweinegrippe 2009 gewesen, als die Zahl der Morde in Mexiko zwischen Ende April und Ende Mai zurückging, als damals auch eine Art Ausgangssperre light herrschte. Auch dieses Mal würden die Morde sicher deutlich abnehmen, vermuten die Experten. Das kann einem Land, in dem im Schnitt 100 Menschen pro Tag eines gewaltsamen Todes sterben, nur guttun.

Neue Geschäftszweige: Plünderung und Raub

Dieses Mal aber gebe es Anzeichen dafür, dass das Organisierte Verbrechen rasch auf andere Geschäftszweige umgestiegen sei. Plünderungen großer Supermärkte, bei denen weniger Lebensmittel, sondern teure elektronische Ware wie Fernseher gestohlen wurden, könnten ein Anhaltspunkt für verschobene illegale Schwerpunkte sein. Auch der Benzindiebstahl, also das Anzapfen der Pipelines des staatlichen Ölkonzerns PEMEX, werde mit Sicherheit zunehmen, vermutet Experte Matienzo. Zudem steigen schon jetzt in Mexiko-Stadt die Überfälle auf Passanten und die Diebstähle von Autos deutlich an.  

Aber die alt eingesessenen Kartelle haben in Krisensituationen auch immer an die notleidende Bevölkerung gedacht. So schickte beispielsweise das Sinaloa-Kartell in der Vergangenheit schneller Hilfspakete an die Opfer von Naturkatastrophen, als dies der Staat tat. Auch dieses Mal ist wieder eine alte Mafiabande offensichtlich mit gutem Beispiel vorangegangen. 

In den Bundesstaaten Tamaulipas und Michoacán, die zu den Hotspots des Organisierten Verbrechens in Mexiko gehören, haben jetzt die örtlichen Kartelle Nahrungsmittel an Bedürftige ausgeliefert. Lokale Medien und auf Narco-Themen spezialisierte Blogs berichteten und veröffentlichten Fotos, wie das Cártel del Golfo (Golf-Kartell) Kisten gefüllt mit Öl, Reis, Bohnen, Zucker und Dosennahrung in Armenvierteln verteilte. Auf den Kartons prangen Aufkleber, auf denen steht: „Golf-Kartell zur Unterstützung von Ciudad Victoria, Señor 46, Cowboy“. Das ist der Kampfname des Chefs vom Golf-Kartell in Ciudad Victoria, der Hauptstadt von Tamaulipas. Die Reaktionen in den sozialen Netzwerken ließen nicht lange auf sich warten. „Die Kartelle tun mehr für die Armen als der Präsident“, war häufig zu lesen. In Anbetracht der Mordraten in Mexiko klingt das etwas zynisch: Allein im Jahr 2019 sind laut offiziellen Statistiken 35.588 Menschen ermordet worden. Dafür sind Kartelle vor allem die Kartelle verantwortlich. 

Autor: Klaus Ehringfeld

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