„Wasserstraße“ zur Bekämpfung der Dürre geplant
Chile hat kürzlich aufgrund der schwersten Dürre seit Jahrzehnten in vielen Gegenden den Agrarnotstand ausgerufen. Nun soll Wasser aus Zentral-Chile in betroffene Gebiete fließen.
Der etwa in der Mitte Chiles gelegene Río Bío Bío gilt manchen als Hoffnungsträger, während Umweltorganisationen und Mapuche-Gemeinden von der Idee alles andere als begeistert sind. Die „Corporación Reguemos Chile“ (RCH - „Lasst uns Chile bewässern“) verbindet staatliche Anstrengungen mit privater Initiative. Chiles Viehzüchter stöhnen wegen der Dürre und hoffen auf schnelle Hilfe. Das mindestens 20 Milliarden Dollar schwere Infrastrukturprojekt würde zum teuersten in ganz Lateinamerika im Jahr 2019.
Überschüssiges Wasser der Flüsse in der Region Bío Bío soll in den Norden Chiles fließen, bis in die Region Atacama. Der Dürre stehe ein Überfluss an Wasser weiter südlich gegenüber, der vor allem im derzeit in Chile herrschenden Winter nicht vollständig genutzt werde. Rund 80 Prozent des Wassers würde durch die Schwerkraft bewegt, der Rest müsste gepumpt oder mit anderen technischen Mitteln befördert werden.
Agrarexporte sollen angekurbelt werden
Das Projekt sieht vor, etwa 10.000 Quadratkilometer neu zu bewässern und Chiles Landwirtschaft somit einen Schub zu geben. Der Ausbau der Agrarexporte soll die Abhängigkeit von Kupfer verringern. Über 25 Unternehmen bringen sich in das Projekt ein. Kritiker führen an, dass die Region Bío Bío selbst von der Dürre betroffen sei. Der Norden Chiles verfüge an sich über ausreichend Wasser, doch reiße der Bergbau sich dieses unter den Nagel. Gemeinden der Penhuenche wollen wegen der geplanten „Wasserstraße“ gegen den chilenischen Staat klagen und den Bau verhindern. (bs)